Spirit of Styria

AUFBRUCH ODER UMBRUCH?

Wie entwickelt sich der Convention-Tourismus?

Wie geht’s dem Kongress-Tourismus in Graz?
Hardt-Stremayr: Das Kongresswesen spielt für Graz eine ganz wesentliche Rolle – in guten Jahren stammen 12-13 % der gesamten Nächtigungen aus dem Kongress- und Seminar-Bereich, das sind rund 150.000 Nächtigungen. Corona hat uns hier brutal erwischt. Meine Hoffnung war daher, dass die wissenschaftlichen Kongresse rasch wieder zurückkommen – und das ist tatsächlich so eingetreten. Wir sind wieder da! Gerade erst hatten wir einen Chirurgen-Kongress mit 800 Teilnehmern in der Stadt. Ich wehre mich dagegen, dass wir den Kongress-Tourismus rein auf Nächtigungen reduzieren – Kongresse sind viel mehr als das, sie sind eine Standortfrage. Wenn man einem wissenschaftlichen Kapazunder eine Bühne bieten kann, um sein Wissen der Welt zu präsentieren, dann bleibt er dieser Stadt auch treu und zieht gute Studierende an – und trägt damit zum hohen wissenschaftlichen Niveau bei, das uns auszeichnet. Denn dieses Niveau versorgt unsere Leitbetriebe und diversen Cluster – ob im technischen oder medizinischen Bereich mit hoch qualifizierten Arbeitskräften. Die Wissenschafts-Community ist die Basis für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Aktuell ist es unglaublich rasch gegangen, dass die Konferenzen wieder zurückkamen. Auch die zweite Jahreshälfte schaut derzeit gut aus. Aber wir haben gelernt, alles mit Vorsicht zu betrachten. Wie sich der Corona-Herbst entwickelt, kann niemand sagen.

Wie gut ist Graz infrastrukturell für Kongresse aufgestellt?
Hardt-Stremayr: Natürlich konkurrieren wir uns in dieser Branche mit der ganzen Welt – auch mit unserer Bundeshauptstadt. Wien bedeutet für die meisten einen Flug weniger. Das ist das Schicksal einer Second City. Aber sobald wir die Besucher hier bei uns haben, haben wir bereits gewonnen. Die Gäste schätzen die kurzen Wege in Graz, die Kompaktheit und Unkompliziert der Stadt und seiner Bewohner. Wir überzeugen auch mit unserer Infrastruktur, ob mit dem Standort Messe oder unserer tollen Innenstadt-Location, dem Congress. International – muss uns klar sein – herrscht kein Mangel an Flächen. In anderen Ländern der Welt, ob China und Dubai, werden Flächen gleichsam verschenkt, aber es geht eben nicht nur um die Hardware, sondern auch um die Software – und da haben wir gute Karten. Graz produziert zufriedene Tagungsteilnehmer, das wissen wir. Auch wenn sie zuvor von der Stadt mit den vier Buchstaben G R A Z noch nie etwas gehört haben. (lacht)

Sajben: Wir haben konkrete Anfragen nach dem Motto: „Rent a City“ oder „Rent a village“. Man will Hotel und Kongresszentrum möglichst kompakt haben, man will nachher fortgehen und zu Fuß wieder zum Hotel zurück – genau so was sucht man. Und damit punktet Graz enorm. Aber auch Locations wie Bad Aussee und Schladming haben ähnlich attraktive Angebote. Altstadtflair zum Bummeln, Natur und Infrastruktur in guter Erreichbarkeit und ohne teure Shuttles – das spricht Kongressteilnehmer an. Der Bekanntheitsgrad von Graz bzw. der Steiermark ist international gesehen tatsächlich noch eine Herausforderung. Präsentationen in der Ferne beginne ich meist damit, einmal auf einer Landkarte zu zeigen, wo sich die Steiermark bzw. Graz befindet. Wir haben also die Aufgabe, mehr Destinationswerbung zu machen. Auch an verbesserten Flugverbindungen müssen wir arbeiten. Generell ist die Stimmung, wenn wir Convention-Touren machen und die Steiermark präsentieren, aber immer großartig. Wir haben hier so einen tollen Mix – von der Herzlichkeit der Steirer bis zur wunderbaren Kulinarik.

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