Spirit of Styria

SONNE mit Wolken

Offensive mit Hindernissen: Mit seiner Unternehmensgruppe treibt der Obersteirer Bernd Lippacher den Ausbau von Photovoltaik, Kleinwasserkraft und Fernwärme und damit den Umstieg auf Erneuerbare Energie aktiv voran. Im großen Cover-Interview mit „SPIRIT of Styria“ kritisiert der Unternehmer bürokratische Hürden auf dem Weg in die Energiezukunft und erklärt, warum die Energiewende ohne Freiflächen nicht zu schaffen sein wird.

Mit der Kraft der Sonne:
Bernd Lippacher setzt mit Ökosolar voll auf einen raschen PV-Ausbau

Das Gelbe dominiert. Doch es ist nicht das erwartbare Sonnengelb, das uns am Sitz der Firma Ökosolar in Eppenstein, Gemeinde Weißkirchen, als Erstes ins Auge sticht, sondern ein sattes Eierschwammerlgelb. Flinke Hände sortieren in der angrenzenden Halle die frischen Waldfrüchte in kleine Kisterln. Rasch wird klar: Hier werden nicht nur Sonnenstrahlen „gesammelt“, sondern auch Essbares aus der Natur. Seit ein paar Jahren betreibt Bernd Lippacher, Ökosolar-Gründer und einer der größten Photovoltaikanlagenerrichter Österreichs, mit „Alles Wild“ einen Verarbeitungs- und Handelsbetrieb rund um Wild, Fisch und Wildfrüchte wie Eierschwammerln. „Ich bin Jäger und habe schon als Kind leidenschaftlich gern Schwammerl gesammelt“, so der Obersteirer. „Aus dem Hobby wurde ein Geschäft.“ Inklusive Geschäftslokal – das „e5 – dein Genussladen“ liegt direkt an der Hauptstraße. Das Kerngeschäft Lippachers liegt freilich woanders – in der Erneuerbaren Energie, vor allem in der Photovoltaik. „Die Wasserkraft war der Ursprung“, so der Errichter und Betreiber mehrerer Kleinwasserkraftwerke in der Obersteiermark. „In den vergangenen Jahren hat sich der Fokus aber immer mehr auf PV-Projekte gerichtet.“ Großanlagen im Megawattbereich sind heute die Kernkompetenz von Ökosolar – derzeit errichtet das Unternehmen für die Energie Steiermark den größten Photovoltaikpark Österreichs. Mit der Firma Ökopower ist Lippacher auch Betreiber eigener Sonnenkraftwerke. Auch über die Firma PLB Energie, an der er gemeinsam mit Ex-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl beteiligt ist, ist Lippacher Errichter und Betreiber von PV-Anlagen. Das Ziel sei es, künftig vermehrt eigene Anlagen zu betreiben – wie er im ausführlichen Interview mit „SPIRIT of Styria“ erklärt. Im Gespräch unterstreicht der 50-Jährige die Bedeutung eines raschen PV-Ausbaus und kritisiert bürokratische Stolpersteine, die die Dynamik bremsen.

Ohne Freiflächen ist die Energiewende nicht zu schaffen. Diese ermöglichen uns größere Schritte in Richtung Energie-Unabhängigkeit.

BERND LIPPACHER
GRÜNDER ÖKOSOLAR GMBH

Photovoltaik boomt – aus bekannten Gründen. Wie groß ist die Nachfrage derzeit?
Die Nachfrage ist tatsächlich enorm, sowohl bei Klein- als auch bei Großanlagen, wobei unser Fokus auf Großanlagen liegt. Wir verzeichnen einen Zuwachs von 400 % bei Kleinanlagen gegenüber dem Vorjahr – in der Vergangenheit lagen wir bei 15 und 20 MW jährliches Projektvolumen, heuer werden wir rund 60 MW errichten. Wir sehen, dass vor allem Industrie- und Gewerbebetriebe massiv investieren und erleben hier einen Paradigmenwechsel – nicht wegen Klima und Umwelt, das muss man ehrlich sagen, sondern weil der finanzielle Druck so groß ist und sich Photovoltaik einfach rechnet.

ÖKOSOLAR GMBH
Gegründet 2006 von Bernd Lippacher
Das Unternehmen ist ein führender Anbieter im Bereich Photovoltaik (PV) und realisiert Großanlagen wie auch Anlagen für Eigenheime. Komplettbetreuung von der Beratung bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Solarkraftwerke, inklusive Wirtschaftlichkeitsberechnung, Förderabwicklung, Planung und Montage bis zur professionellen Nachbetreuung, Betriebsführung und Monitoring.
Die eigenentwickelte ecomaster Produktpalette bietet Datenlogger und Gewerbe- und Industriemonitoring und Visualisierung für alle Erneuerbaren Energien und Verbraucher.

Wie schnell können Sie liefern?
Wer heute eine Anlage bestellt, muss ungefähr ein halbes Jahr bis zur Montage einplanen – das ist für niemanden angenehm, weder für uns noch für unseren Kunden. Dazu kommt der Druck durch die Förderbestimmungen, die uns zur Einhaltung von Fristen bis zur Fertigstellung drängen. Der extreme Arbeits- und Fachkräftemangel macht uns in der Branche sehr zu schaffen – eine enorme Herausforderung. Der größte Engpass besteht bei Elektrikern – es ist praktisch unmöglich, bei uns in der Obersteiermark jemanden zu finden. Alles, was höherwertige Qualifikationen erfordert, machen wir inhouse – von der Projektentwicklung über das Fördermanagement bis zur Elektrotechnik. Einzig die Montageleistungen lagern wir aus. Engpässe bei Materialien spüren wir hingegen weniger. Manchmal dauert es ein wenig länger, bis wir bestimmte Typen an Wechselrichtern bekommen, aber in Summe gibt es keine größeren Probleme – wir haben langjährige Partner und kaufen direkt bei den Herstellern. Preissteigerungen merken wir natürlich, die Gestehungskosten sind heute um rund 20 % höher als vor Corona.

Österreichs Klimaziele – 100 % Erneuerbare Energie bis 2030 – sehen eine Vervielfachung der Stromproduktion aus Photovoltaik vor. Ist das Ziel erreichbar?
Aus derzeitiger Sicht habe ich große Zweifel. Abgesehen von Fachkräften fehlt uns auch der rechtliche Rahmen, um zügig voranzukommen. Um das Ziel zu erreichen, brauchen wir allein in der Steiermark eine zusätzliche Leistung von 2.200 MW, die Hälfe davon wird aus Freiflächen kommen müssen, weil uns Dachflächen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Aus statischen und bautechnischen Gründen eignen sich viele Gebäude nicht. Das Problem ist: Derzeit gibt es kein Regulativ für den Ausbau von Freiflächen. Seit Längerem befindet sich das „Sachprogramm Erneuerbare Energie“ in Ausarbeitung – aber noch ohne Ergebnis. Im Herbst soll es kommen, so heißt es. Die Zeit läuft. In der Steiermark brauchen wir in den nächsten Jahren Freiflächen in der Größenordnung von 1.000 Hektar – dafür brauchen vor allem die Bürgermeister verbindliche Regulatorien. Die Nachfrage von Seiten der Investoren sowie der Grundstückseigentümer ist vorhanden. In der Steiermark gibt es derzeit eine Projektpipeline von geschätzten 2.000 Hektar Freiflächen-PV, aber keine Möglichkeit, diese Projekte strukturiert abzuarbeiten. Es wäre höchst an der Zeit, alle Kräfte zu bündeln und den Ausbau auf Schiene zu bringen. Wir stehen uns selbst im Weg – auch generell bei Fragen der Genehmigung von Anlagen hat die Steiermark an Boden verloren. Genehmigungsverfahren verursachen einen unnötigen Rückstau.

Was wäre zu tun, um diesen Rückstau abzubauen?
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz EAG hat im Vorjahr zwar rechtliche Rahmenbedingungen für die Förderungen geschaffen, aber es fehlt eine einheitliche Gesetzgebung bei den Ländern. Wir sehen einen Wildwuchs an Gesetzen, jedes Land kocht sein eigenes Süppchen. Ein Beispiel: In der Steiermark brauche ich ab 200 KW eine energierechtliche Bewilligung, in Niederösterreich erst ab 1.000 KW, ebenso in Oberösterreich. Auch für die baurechtliche Bewilligung gelten hierzulande niedrigere Grenzwerte. Die Steiermark war einst Frontrunner bei Photovoltaik, durch diese bürokratischen Hürden wurde der Ausbau in den vergangenen Jahren aber stark gebremst. Denn jede Bewilligung kostet Zeit und Ressourcen. Wir haben gegenüber anderen Bundesländern Boden verloren, weil wir überbürokratisiert sind. Wir sollten daher all diese Schwellen rasch anheben, damit kleinere und mittlere Anlagen den Bürokratismus mehrerer Verfahren nicht mehr durchlaufen müssen.

Ökosolar-Gründer Bernd Lippacher
in seinem Büro in Eppenstein

Mit seiner Firma Ökopower ist Lippacher auch Betreiber eigener Photovoltaik-Anlagen.

Lippacher ist Geschäftsführer und Gesellschafter mehrerer Firmen im Bereich Erneuerbare Energie, darunter die PLB Energie, an der Ökosolar und die Firma PCB von Herbert Paierl beteiligt sind. Das Firmenportfolio umfasst auch Kleinkraftwerke in der Obersteiermark sowie die WGN, die die Fernwärmeauskopplung der Sappi in Gratkorn abwickelt und im Netz nördlich von Graz verteilt.

Referenz: Ökosolar errichtet derzeit auf einer Fläche von 21 Hektar den größten Photovoltaik-Park Österreichs im Auftrag der Energie Steiermark auf dem Areal der ÖDK in den Gemeinden Bärnbach und Rosental, weitere 10 Hektar errichtet die PLB Energie selbst
.

Wie groß sehen Sie das Akzeptanzproblem bei Freiflächen in der Bevölkerung?
Im „Sachprogramm Erneuerbare Energie“ wird es einen Kriterienkatalog für die Errichtung von Freiflächenanlagen geben – diskutiert wird, ob das Land für Anlagen ab 10 MW Flächen festlegen kann, die nicht mehr von den Kommunen gewidmet werden müssen. Derzeit ist ja das Problem, dass diese Flächen als Sondernutzung Energie gewidmet werden müssen – und diese Verfahren dauern Ewigkeiten, da der Gemeinderat eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht. Um das Thema nicht vollständig den Kommunen zu überlassen, wäre es klug, wenn das Land ab einer gewissen Größe Flächen festlegen kann. In Niederösterreich liegt die Grenze bei 3 MW. Das würde auch bei uns viel Druck aus den Gemeinden nehmen. Wir begrüßen eine rasche Entscheidung – denn je länger es dauert, desto schwieriger wird es. In Fohnsdorf sammelt die FPÖ bereits Unterschriften gegen Freiflächen – völlig unverständlich. Dass eine Gemeinde prinzipiell sagt, Freiflächen wollen wir nicht, ist für mich ein Wahnsinn. Jede Gemeinde in Österreich sollte ihren Teil beitragen – vielleicht braucht es eine bundesweite Regelung, die einen Mindestanteil PV pro Kopf oder Quadratkilometer in jeder Kommune vorsieht. Das wäre ein sinnvoller Zugang.

Das alte Floriani-Prinzip – Eigennutz versus Gemeinschaftssinn?
Als Gesellschaft müssen wir uns darüber klar sein, was wir wollen. Wollen wir uns den Putins dieser Welt ausliefern oder größtmögliche Unabhängigkeit? Auch für die Klimaziele brauchen wir die großen Volumina – mit den Großanlagen können wir am schnellsten Meter machen auf diesem Weg. Denn vom Aufwand her macht es nicht viel Unterschied, ob ich eine 500 KW-Anlage am Dach oder 5 MW Freifläche errichte. Je schneller wir ausbauen, desto rascher haben wir wieder günstigere Strompreise. Daher brauchen wir diese Freiflächenanlagen – mit ihnen können wir den Turbo einlegen und die Entwicklungen beschleunigen. Aus meiner Sicht wäre es auch nicht verboten, die Ausbauziele schon früher zu erreichen – wenn wir in einem Jahr statt 1.000 MW sogar 2.000 MW schaffen, könnten wir das Ausbauziel vielleicht schon 2028 erreichen und hätten damit schon zwei Jahre früher die Chance auf günstigere Energiekosten. Zudem habe ich bei Freiflächen einen höheren Ertrag, weil ich sie nach Süden ausrichten kann. Kurz gesagt: Freiflächen sind der schnellste Weg zu Klimaschutz und günstigeren Strompreisen.

Die Steiermark war einst Frontrunner in der Photovoltaik, doch bürokratische Hürden haben den Ausbau in den vergangenen Jahren stark gebremst.

Und die Nutzungskonkurrenz mit der Landwirtschaft?
Bei den Freiflächenprojekten zielt man zunächst auf Grenzertragsböden, davon gibt es viele – aufgelassene Schottergruben oder ehemalige Deponieflächen. Zudem gibt es die Möglichkeit von Doppelnutzungen, allen voran Agrar-PV. Unsere Firma hat sich auf Hühnerweiden spezialisiert. Für Hühnerbauern bringt PV einen Mehrwert, da die Hühner ohnehin eine Beschattung bzw. einen Schutz vor Greifvögeln benötigen – und diese Flächen von Hühnerbauern sonst kaum produktiv genutzt werden können. Wir haben Konzepte entwickelt, um auf solchen Hühnerweiden PV-Module aufzustellen. Mit Testanlagen in Gnas machen wir sehr gute Erfahrungen.

Ein Engpass betrifft auch die Netze. Wie groß ist die Gefahr, dass fertige PV-Anlagen mangels Infrastruktur nicht ans Netz gehen können?
Diese Gefahr gibt es. Daher gilt: Keine Energiewende ohne Stromnetzwende – das ist leider so. Ein Blick auf die Projektpipeline zeigt allein in der Oststeiermark Netzanfragen für eine Leistung von 600 MW. Die Netze sind völlig am Limit, daher braucht es dringend viele Millionen Euro an Investitionen. Wir stellen im gesamten Land fest, das es kaum noch Netzkapazitäten gibt und man teilweise schon in Ballungszentren nicht mehr so leicht eine Netzzusage bekommt.

Beispiele für aktuelle Großprojekte?
In Bärnbach bzw. Rosental an der Kainach errichten wir als Generalunternehmer im Auftrag der Energie Steiermark gerade den größten Photovoltaikpark Österreichs mit insgesamt 17 MW. Im Herbst wird eröffnet. Daneben baut die PLB Energie eine zweite Anlage mit 9 MW. Zudem errichten wir in Riegersdorf, Gemeinde Großwilfersdorf, gerade eine Freiflächenanlage mit 2 MW. Auch für die Magna in Albersdorf bauen wir großflächig aus. Großanlagen errichtet haben wir in der Vergangenheit etwa für Stölzle Oberglas (3,5 MW) oder das Cargo Center Graz (2,5 MW). Derzeit realisieren wir 80 % Aufdach und 20 % Freifläche, aber der Anteil der Freifläche wird massiv steigen. Der Plan sieht vor, dass wir künftig pro Jahr zumindest 30 MW Freiflächen bauen. Immer mehr dieser Anlagen betreiben wir auch selber – mit der Ökopower und oder der PLB Energie. Derzeit bauen wir zwei Drittel Fremdanlagen und ein Drittel eigene Projekte, künftig wollen wir das umdrehen. Unser Ziel ist die Schaffung von Eigenanlagen in einer Größenordnung von 100 MW.

Für die Energiewende braucht es auch Speicherlösungen. Geht die Entwicklung rasch genug?
Ja, wir brauchen mehr und bessere Speicher. Einen Teil wird die E-Mobilität übernehmen – die Batterien von E-Autos sind zunehmend wichtige Speicher. Der zweite Bereich betrifft Wärmespeicher, etwa Warmwasserspeicher im Haushalt. Darüber hinaus brauchen wir große Speicher, mit denen wir Überschüsse abfedern können. Pumpspeicher-Kraftwerke wie auf der Koralm werden immer entscheidender. Daher ist es sehr bedauerlich, wenn dieses UVP-bewilligte Projekt nun wieder in Frage gestellt wird.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Strompreises?
Die Preise spielen verrückt – der Strommarkt läuft derzeit völlig irrational. Es gibt Ausschläge, die sich immer weniger durch faktische Einflussgrößen erklären lassen. Ich fürchte bei der Strompreis-Rallye ist noch kein Ende in Sicht. Was wir tun können? So schnell wie möglich Erneuerbare ausbauen! Und Energie sparen, wo es geht. Ein 100er-Tempolimit auf der Autobahn oder ein dringlicher Aufruf zum Stromsparen in Haushalten – das müsste man sofort angehen. Die Politiker haben offenbar Angst, den Menschen unangenehme Wahrheiten zuzumuten.

Photovoltaik-Referenzprojekte: am KTM-Werk in Munderfing mit 3,6 MW Leistung sowie bei Borckenstein in Neudau mit 3,8 MW

Die aktuelle Projektpipeline umfasst Anlagen in der Größe von 250 MW. 
Lippacher: „Davon werden sich erfahrungsgemäß 150 MW realisieren lassen.“

Lippacher ist auch Landesprecher der steirischen Kleinwasserkraftwerksbetreiber.

Darüber hinaus investierte der begeisterte Jäger zuletzt in das Unternehmen „Alles Wild“ – Verarbeitung und Handel mit Wild- und Fischspezialitäten sowie Wildfrüchten (Heidelbeeren, Schwammerln). Der Verkauf erfolgt im „e5 – dein Genussladen“ in Eppenstein und bald online unter: www.alleswild.at

Die Ökosolar beschäftigt rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

www.oekosolar.com

Sie sind auch Sprecher der Kleinwasserkraft in der Steiermark. Würde eine Übergewinnsteuer auch die Betreiber kleiner Kraftwerke, die derzeit sehr gut verdienen, treffen?
Das kann ich mir nicht vorstellen und geht auch am Thema vorbei. Denn ich erinnere mich an die überaus mageren Jahre der Vergangenheit, als der Strompreis unter drei Cent lag und Kraftwerksbetreiber große Probleme hatten, viele haben damals um das Überleben gekämpft. Da hat sich auch niemand um uns gekümmert. Unser damaliger Vorschlag für eine langfristige Lieferverpflichtung zu einem fixierten Tarif von sieben Cent wurde damals belächelt. Leider hat man nicht vorausschauend gedacht – dann hätten wir diese Diskussion heute nicht.

Keine Energiewende ohne Stromnetzwende. Die Netze sind völlig am Limit, daher braucht es dringend viele Millionen Euro an Investitionen.

Wie groß sind die Einbußen in der Wasserkraft durch die Trockenheit?
Im Lauf des Jahres hatten wir bislang 20 % weniger Ertrag als üblich, aber ich gehe davon aus, dass wir bis Jahresende noch aufholen können. Die Niederschläge verlagern sich seit Jahren – wir haben trockene Sommer, dafür regenreichere Winter und weniger Schneeschmelze im Frühjahr. Dafür haben wir mehr Sonne im Sommer. Daher ist auch der Energiemix so wichtig, die unterschiedlichen Erzeugungsarten müssen aufeinander abgestimmt sein – Wasser, Photovoltaik, Wind und Biomasse, wir brauchen alle Quellen.

Hat die Kleinwasserkraft noch Ausbaupotenzial?
Neue Kraftwerke werden mangels geeigneter Standorte kaum noch gebaut – wir selbst sind gerade die Ausnahme und errichten derzeit ein Kraftwerk im Feistritzgraben. Das aktuelle Thema bei Kleinwasserkraftwerken sind Revitalisierungen – hier gibt es großes Potenzial. Modernisierte Kraftwerke können dank neuester Technik künftig bis zu 50 Prozent mehr Leistung herausholen. Insgesamt ist die Wasserkraft – die älteste Form der Energieerzeugung – ein ganz wesentlicher Faktor in der Stromproduktion. Unsere 450 Kleinkraftwerke in der Steiermark liefern jährlich rund 6 Terawattstunden Energie.

Fotos: Lucas Pripfl, Oliver Wolf

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