Spirit of Styria

„Wir machen MEHR“

Als neuer Präsident der „Kammer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen“ vertritt Klaus Gaedke seit Anfang des Jahres die Interessen von rund 1.300 Mitgliedern in der Steiermark. Diese sind so komplex wie der Berufstand selbst und reichen von der Nachwuchsförderung bis zur Umsetzung von KI-Prozessen in den Kanzleien.

Führungswechsel in der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) in der Steiermark: Klaus Gaedke übernahm das Amt des Präsidenten von Fritz Möstl mit Jahreswechsel. Der Steuerberater ist seit 2013 CEO der Gaedke & Partner Steuerberatung GmbH und wurde 2015 zum Gerichtsgutachter bestellt. Seit 2019 fungierte er bereits als Vizepräsident der KSW-Landesstelle Steiermark und war viele Jahre Universitätslektor an der Karl Franzens Universität Graz. Als erste offizielle Funktion in der KSW verantwortete Gaedke vor 20 Jahren die Leitung des Berufsanwärterausschusses. Gemeinsam mit Stellvertreter Georg Wilfling und Eva Haase als Vorstandsmitglied der KSW setzt die neue Präsidentschaft auf die Nachwuchsförderung, Stärkung fachlicher Themen, den Austausch mit Institutionen sowie den Einsatz von KI in den Kanzleien.

Mit Beginn des neuen Jahres haben Sie die Spitze der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in der Steiermark übernommen. Den Fokus Ihrer Präsidentschaft setzen Sie unter anderem auf die Attraktivierung des Berufsstandes für junge Menschen.
GAEDKE: Die Erfahrung hat gezeigt, dass junge Menschen nicht wissen, welche berufliche Möglichkeiten in unseren Kanzleien eigentlich angeboten werden. Da geht es nicht nur um Buchhaltung, Lohnverrechnung und Erstellung von Jahresabschlüssen, sondern um viel mehr. Nämlich um ein breites und komplexes Spektrum, von der Start-up-Phase von Unternehmen bis zur Übergabeberatung in der Generationennachfolge. Dahingehend gilt es verstärkt aufzuklären und wir werden unsere bestehenden Verbindungen mit den höher bildenden Schulen intensivieren und mit jungen Kollegen aktiv in die Klassenzimmer gehen. Gleichzeitig laden wir Schüler in den Regionen über ein Praktikum auch in die Kanzleien ein, sich ein Bild von dem Beruf zu machen.

Hat die Branche ein Nachwuchsthema?
GAEDKE: Mit unseren Initiativen wollen wir ein modernes Berufsbild vermitteln. Imagebildung ist dabei ein großes Th ema, weil junge Menschen verstärkt in andere Bereiche als ins Rechnungswesen tendieren. Dabei steht das Image des Berufsstandes bei Unternehmen hoch im Kurs. Laut einer aktuellen Spectra-Umfrage wurden die Steuerberater bei der Nutzung von externen Dienstleistern von ihnen in Österreich auf den ersten Platz gewählt. Wie auch bei den Wirtschaftsprüfern werden laut Umfrage neben guter fachlicher Ausbildung und umfassendem Know-how vor allem der hohe Grad an Vertrauenswürdigkeit geschätzt. Was die Dauer der Zusammenarbeit mit dem jeweiligen externen Dienstleister betrifft, so sind die Steuerberater mit durchschnittlich fast 17 Jahren nach wie vor die „längst dienenden“ externen Dienstleister. Ebenso liegen die Steuerberater bei der Zufriedenheit über die Zusammenarbeit seit fünf Jahren auf der Pole-Position. So bezeichneten 85 Prozent der befragten Unternehmen den Ruf der Steuerberater als „gut bis sehr gut“.

„Aufgrund der Komplexität des Berufes stellt sich die Frage, ob man künftig nicht vom Universellen zur Spezialisierung übergeht. Aber prinzipiell ist der Steuerberater ein Universalist.“

KLAUS GAEDKE
PRÄSIDENT DER
KSW STEIERMARK

Parallel dazu wird auch das Angebot der eigenen KSW-Akademie verstärkt. Worum handelt es sich dabei konkret?
GAEDKE: Unsere KSW-Akademie hat einen ausgezeichneten Ruf auch über die Grenzen unseres Berufsstandes hinaus. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir hier führend sind im Bereich des Rechnungswesens und des Steuerrechts. Das Angebot wird laufend erweitert und ist seit kurzer Zeit auch für Teilnehmer außerhalb der KSW geöffnet.

Wie ist das Verhältnis der KSW zu anderen Kammern und Institutionen?
GAEDKE: Nach dem Motto „Wir machen mehr“ wollen wir vielseitig unsere Netzwerke dichter stricken und bewährte Partnerschaften wie etwa mit der Österreichischen Gesundheitskasse, Wirtschaftskammer, Finanz sowie den freien Berufen der Rechtsanwälte und Notare intensivieren und ausbauen. Traditionell verfügt die KSW über ein sehr gutes Verhältnis mit allen Institutionen und letztendlich leben wir auch vom regionalen Austausch. Diese Synergien führen auf kurzen Wegen zu schnellen Resultaten. Davon profitieren Kammer, Kollegen und natürlich die Kunden.

Sie haben bei Ihrem Amtsantritt von Herausforderungen gesprochen, die es zu meistern gilt.
GAEDKE: Bekanntlich waren die letzten Jahre von Covid, der Energiekrise und Teuerungen geprägt. Diese haben die Wirtschaft und damit auch unsere Berufsgruppe nachhaltig beeinflusst. Konkret handelt es sich dabei um die Abwicklung von Corona-Beihilfen, Energiekosten-Zuschüssen und gestiegenem Beratungsbedarf im Controlling. Dies sind Faktoren, die das System weiterhin beeinflussen werden. Die daraus resultierenden Herausforderungen führen explizit zu einer Mehrbelastung in den Kanzleien, die es zu bewältigen gilt. Daher ist es wie schon angesprochen, wichtig, Personal zu finden, um die Abwicklungen zu stemmen.

Wie haben Sie den Weg in die Steuerberatung gefunden?
GAEDKE: Trotz der väterlichen Kanzlei war der Weg nicht vorgezeichnet. Erst nach meiner Tätigkeit bei der Bank Austria arbeitete ich neben dem BWL-Studium in der Kanzlei. Die Ausbildung zum Steuerberater folgte dann nach dem Studienabschluss und gleichzeitig mit der Funktion als Vorsitzender des Berufsanwärterausschusses die Tätigkeiten in der KSW. Das liegt nun schon zwanzig Jahre zurück.

Die Anforderungen an die Steuerberatung sind komplex und umfangreich. Gibt es dabei Alleinstellungsmerkmale oder Besonderheiten?
GAEDKE: Aufgrund der Komplexität des Berufes stellt sich die Frage, ob man künftig nicht vom Universellen zur Spezialisierung übergeht. Aber prinzipiell ist der Steuerberater ein Universalist. Natürlich gibt es Ausnahmen wie etwa in den Spezialbereichen wie Umgründungen, Immobilienbesteuerung oder Sozialversicherungsberatung. Wir sind beispielsweise eine universelle Kanzlei für den Mittelstand, aber unsere Spezialisierung liegt sicher im digitalisierten Rechnungswesen. Das ist durch unsere Kanzleigröße mit den Standorten in Graz, Pöllau, Leibnitz und Wien möglich.

Welchen Stellenwert hat die Digitalisierung in Ihrer Branche?
GAEDKE: Wir haben uns in den letzten zehn Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Abläufe und Software wurden dabei nicht nur analysiert und optimiert, sondern zeitenintensive und immer wiederkehrende Arbeiten im Rechnungswesen auch vermieden. Damit wurden wiederum Ressourcen für wesentliche Aufgaben sowie mehr Zeit für die qualitative Kundenberatung geschaffen. Nun wird unser Wissen gerade von der Künstlichen Intelligenz (KI) überholt. Hier sehe ich es auch als Aufgabe der KSW, die Kanzleien über die Prozesse mit der KI aufzuklären, sie bei der Umsetzung zu begleiten und ihnen auch das richtige Werkzeug zur Verfügung zu stellen.

Die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) 
vertritt in der Steiermark die Interessen von 1.300 Mitgliedern, davon 900 atürliche Personen und 400 Kanzleien. Von den 900 Personen sind 750 Steuerberater und 150 Wirtschaftsprüfer. 
Das exklusive Aus- und Weiterbildungsangebot richtet sich dabei an Berufsausübende und deren Mitarbeiter sowie den Berufsnachwuchs und die Wirtschaft. Die KSW unterstützt ihre Mitglieder beim Erfahrungs- und Wissensaustausch und bei der Implementierung von digitalen Tools in ihrer täglichen Arbeit und schafft mit einer Kombination aus persönlichen und digitalen Leistungen ein ganzheitliches, abgestimmtes Paket.

Der neue Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer der Landestelle Steiermark, Klaus Gaedke ist in der Kammer seit über 20 Jahren tätig, seit 2019 als deren Vizepräsident. Der studierte Betriebswirt ist seit 2013 geschäftsführender Gesellschafter der Gaedke & Partner Steuerberatung GmbH. Die Kanzlei mit Standorten in Graz, Pöllau, Leibnitz und Wien beschäftigt 50 Mitarbeiter.

Fotos: Oliver Wolf

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