Spirit of Styria

Es entsteht, WIE ES PASSIERT

Der aufstrebende Künstler John Petschinger verrät uns im Gespräch mit „SPIRIT of Styria“, wie er zur Kunst kam, gibt Einblick in seinen beeindruckenden Karriereverlauf vom Schauspieler bis hin zum Touristik-Topmanager und betont, dass es im Leben wie in der Kunst auf das richtige Bauchgefühl ankommt.

Die Kunst war immer schon da“, sagt John Petschinger, dessen farbintensive, vielschichtige und abstrakte Farbwelten heute in nationalen und internationalen Galerien und Ausstellungen in Mailand, Wien, Zürich und Venedig zu sehen sind. Doch hatte das Schicksal des 1994 in Oberwart geborenen und heute in Wien und Bad Tatzmannsdorf lebenden Künstlers zuerst einen anderen Weg vorgezeichnet: „Als Kind habe ich schon früh gemerkt, dass ich Dinge anders machen, ihnen auf den Grund gehen und sie verstehen wollte“, erzählt Petschinger.

Dieser Blick auf die Welt ringsherum, gepaart mit seiner extrovertierten Art, auf die Menschen zuzugehen und nicht zuletzt einer künstlerischen Ader führte ihn im zarten Alter von sechs Jahren zur Schauspielerei. Petschinger ergatterte die Kinderhauptrolle in der Kinoverfilmung von Robert Schindels Roman „Gebürtig“ und wurde über Nacht schlagartig bekannt. Irgendwann wurden John Petschinger Theater, Film und Leinwand jedoch zu eng. „Ich bin immer schon ein Bauchmensch gewesen und hab das gemacht, was sich richtig anfühlt. Und es fühlte sich nicht mehr richtig an.“

„Meine Kunst entsteht
aus mir heraus,
aus einer Idee, die
ich weiterverfolge
und die ich bildlich
entstehen lasse, wie
sie passiert.“

JOHN PETSCHINGER
KÜNSTLER

Schließlich hing Petschinger die Schauspielerei an den Nagel und konzentrierte sich wieder darauf, Kind zu sein. „Es hat mir etwas gefehlt, um meinem inneren Drang nach künstlerischer Selbstverwirklichung nachzugehen. In Wien, an der Schauspielschule, entdeckte ich die Streetart für mich. Das hat sich plötzlich richtig angefühlt, diese Freiheit, in der dir niemand etwas vorgibt und es einem egal ist, was andere Menschen von einem denken.“

Das Motiv der weißen Margarite widmet der Künstler seiner Mutter, einer gelernten Floristin.

AUS DEM KÜNSTLERISCHEN ZUHAUSE HINAUS IN DIE WELT
Angesprochen darauf, woher Petschingers kreative Ader stammt, gibt er Einblick in sein Zuhause: „Kunst gilt bei uns als Familienhobby – meine Mutter malte gerne Acrylbilder, während mein Opa Holz schnitzte.“ Doch nicht nur den Hang zur Kunst, sondern auch zum „Menschlichen“, den Austausch mit anderen, wurde Petschinger in die Wiege gelegt. Als Hotelierskind packte John Petschinger zuhause immer wieder mal mit an, bis in die Hotel- und Tourismusbranche selbst packte. Nach der Tourismus- und Hotelfachschule in Oberwart entschied er sich für ein Leben am Kreuzfahrtschiff. Innerhalb weniger Jahre arbeitete sich Petschinger vom Rezeptionisten zum Oberzahlmeister hoch. Drei Weltreisen auf allen Kontinenten und in über 33 Ländern prägten seine Weltsicht nachhaltig. „Im Urlaub am Schiff habe ich immer gemalt. Das gab ich nie auf.“ Später, als leitender Manager eines burgenländischen Tourismusbetriebes, „ist es sich irgendwann nicht mehr ausgegangen“, sagt Petschinger. Lief die Kunst immer neben dem Job, fanden mit dem zunehmenden Erfolg als Künstler viele Termine und das Drum und Dran zeitlich nicht mehr Platz. Positive Rückmeldungen aus sozialen Netzwerken wie Instagram, erste Verkäufe und Ausstellungen folgten.

Einen zusätzlichen Anstoß, sich noch mehr auf die Kunst zu konzentrieren, gab Florian Gschwandtner, der bekannte Runtastic-Gründer und Start-up-Investor, mittlerweile ein guter Freund Petschingers. Kennengelernt hatten sich die beiden im Rahmen eines Auftritts des Künstlers bei „2 Minuten 2 Millionen“. John Petschinger lud die Juroren dazu ein, in den Künstler zu investieren. Gschwandtner bekam schließlich den Zuschlag. Einer der vielen Meilensteine in Petschingers steiler Karriere. „Habe ich meine Bilder zuerst für ein paar hundert Euro verkauft, bekomme ich mittlerweile Anfragen von Kunden, die gerne ihr gesamtes Haus mit meinen Kunstwerken einrichten wollen“, erzählt der aufstrebende Künstler, dessen großformatigen Werke bei Sammlern immer beliebter werden.

Auf bis zu 30 KG schweren Metallplatten entstehen die collagenartigen Werke
der Serie „Color Panels“

FARBENFROHE WERKSERIEN
Beschriebe man John Petschingers Kunst, kommen einem die Worte farbintensiv, anziehend und abstrakt in den Sinn. Der Maler lässt eine willkürliche Komposition erkennen. Sein Pinselstrich folgt einer wilden, expressiven Dynamik, lässt jedoch eine klare Linie durch all seine Werke erkennen. Seine vermeintlich konträren, kontrastreichen Farbwelten sind in ihrer Farbgebung durchdacht und wirken harmonisch und klar. Die besondere Kombination aus Metall, Acryl und Harz, die zu John Petschingers meistverwendeten Materialen geworden sind, wirken erstaunlich fragil und erinnern mit ihren fast impressionistisch anmutenden Verläufen an Werke eines jungen Gerhard Richters, der Petschinger als einer von vielen Vorbildern gilt. „Mir ist wichtig zu sagen, dass meine Kunst aus mir heraus entsteht, aus einer Idee, die ich weiterverfolge und die ich bildlich entstehen lasse, wie sie passiert. Ähnlich, wie ein Text im Schreiben entsteht.“

Über das Werk sofort auf den Künstler schließen lässt das immer wiederkehrende florale Motiv, die kleine weiße Margarite, die er seiner Mutter widmet, die gelernte Floristin ist. „Ich bin ein großer Familienmensch. Und durch die Blume, die eine Referenz an meine Mutter darstellt, werde ich an meine Wurzeln erinnert, was mir ein vertrautes Gefühl gibt und für mich Sinn macht. Denn die Handschrift entsteht, wenn man aus dem Bauch heraus malt. Ich weiß selbst nicht, was oft herauskommen wird, da die Themen meiner Werke stark von meinem Malprozess beeinflusst sind. Deshalb ist auch jede Werkserie anders.“

John Petschinger
Geboren am 5. Dezember 1994 in Oberwart
Lebt und arbeitet in Wien und Bad Tatzmannsdorf
Einzel- und Gruppenausstellungen u.a: Bucherer Collection, Schloss Tabor, Galerie Hartinger, Galerie Lachenmann Frankfurt, MQ Wien
Werke des Künstlers sind im österreichischen Bundeskanzleramt ausgestellt
https://www.john.art

GUTES ENTSTEHT DURCH INNEHALTEN
Petschingers Herangehensweise ist technisch vielschichtig und komplex: Auf bis zu 30 Kilogramm schweren Metallplatten, die den Grund seiner Gemälde bilden, werden farbenfrohe Collagen mit Acrylfarben aufgetragen und mit Harz versiegelt, was den charakteristischen Glanz seiner Werke erklärt. Eine weitere Besonderheit seines Schaffensprozesses: John Petschinger arbeitet ausschließlich an Werkserien. Nach sorgfältiger Auswahl der Materialien und Formate arbeitet der Künstler, oft den ganzen Tag, an bis zu zwanzig Werken gleichzeitig. „Ganz bewusst höre ich an der besten Stelle auf, lasse das Bild einen Tag stehen, und trickse so den Kopf aus. Würde ich das nicht machen, würde das Bild schlecht werden. So aber lasse ich etwas ‚Gutes‘ übrig, damit ich wieder einsteigen und das Bild schnell fertig machen kann. Nach mehreren Monaten der Kunstproduktion ist die Werkserie für mich abgeschlossen und ich widme mich bewusst neuen Projekten zu“, so Petschinger. Die aktuelle Werkserie namens „Color Panels“ wird in Bälde abgeschlossen sein. Werke daraus sind ab September unter anderem zusammen mit der renommierten Galerie Gerald Hartinger auf der Art Vienna zu bestaunen. Und was hält die künstlerische Zukunft für John Petschinger bereit? „Eine geplante Werkserie widmet sich Floralem auf großen Leinwänden. „Als Materialien soll auch Verpackungsmaterial zum Einsatz kommen“, verrät der Künstler, bevor er kurz innehält: „Aber ganz genau weiß ich das noch nicht. Es wird entstehen, wie es passiert.“

FOTOS: STUDIO JOHN PETSCHINGER

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