Spirit of Styria

Voll auf ROHR

Als B2B-Handelsunternehmen beliefert die Köflacher „ERV G. Pinteritsch GmbH“ seit über drei Jahrzehnten Industrie, Gewerbe und Handwerk mit Rohren und Zubehör aus Edelstahl. Eine Erfolgsgeschichte aus dem weststeirischen Bergbau- und Industrierevier.

Jeder Arbeitsplatz ist wertvoll – nicht nur hier in Köflach, mitten im einst legendären weststeirischen Bergbaurevier. Doch hier wohl ganz besonders. Mehrere Tausend Kumpel arbeiteten in den Glanzzeiten des Braunkohlebergbaus in den Gruben und Schächten, aus denen das „braune Gold“ geholt wurde. Über 13.000 Einwohner zählte die damals graue, heute schmuck herausgeputzte und im Vergleich zu damals geradezu bunte Stadt noch in den 1970ern. Seither fällt die Bevölkerungszahl. Heute ist die Region nicht nur aufstrebende Tourismusdestination, sondern auch beliebtes Wohnrevier. Doch viele aus dem Bezirk pendeln nach Graz, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In der Region selbst halten neben der Glasindustrie vor allem Gewerbe und Handel die Stellung – kleine und mittlere Betriebe, wichtige Impuls- und Arbeitgeber für eine wirtschaftlich fragile, tendenziell postindustrielle Region.

Eines dieser Unternehmen ist die „ERV G. Pinteritsch GmbH“. Von Gerhard Pinteritsch und seiner Frau Karin 1989 in einem Köflacher Hinterhof als Zweipersonenunternehmen gegründet, beschäftigt es heute 15 Menschen und ist mit Bürogebäude und mehreren Hallen an der Köflacher Industriezeile zu beeindruckender Größe gewachsen. Was Uneingeweihte auf den ersten Blick für einen Produktionsstandort halten mögen, dient in Wirklichkeit zur Gänze dem Handel – dem Handel mit Rohren- und Zubehör aus rost- und säurebeständigem Edelstahl. Rohre in allen nur erdenklichen Dimensionen, Formstücke, Gewindefittings, Flansche, Bördel und Bunde, Kugelhähne, Armaturen und Ähnliches mehr. Zu den Abnehmern zählen Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen vom kleinen Installationsunternehmen über Wassertechnologie- und Sanitärhersteller, Maschinen- und Anlagenbauer bis zur papiererzeugenden und petrochemischen Industrie; ein industrielles und gewerbliches Who’s who vor allem in Österreich, selektiv aber auch darüber hinaus.

Blicken auf das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte zurück: Gerhard Pinteritsch (l.) gründete das B2B-Handelsunternehmen für Rohre und Zubehör 1989 gemeinsam mit seiner Frau, Mitgesellschafter und Co-Geschäftsführer Jürgen Pölzl schickt sich an, die Nachfolge in der operativen Unternehmensführung anzutreten.

GRÖSSTER EINZELAUFTRAG
Mit einem Umsatz von rund 20 Millionen Euro sei, so Pinteritsch, das vergangene Geschäftsjahr – es endete Mitte 2023 – das erfolgreichste der Unternehmensgeschichte gewesen. Dazu habe nicht zuletzt der größte jemals abgewickelte Einzelauftrag beigetragen: Für die Errichtung einer deutschen Bioraffinerie wurden über einen österreichischen Anlagenbauer Rohre und Zubehör um rund 3,5 Millionen Euro geliefert. Dass dieser Rekordumsatz im laufenden Jahr gleich wieder getoppt werden kann, glaubt Jürgen Pölzl, neben Pinteritsch geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens und dessen designierter Nachfolger als operativer Head, nicht. „Unser Geschäft ist ausgesprochen projektgetrieben, Ausschläge nach oben wie nach unten sind unvermeidlich und stehen nicht in Widerspruch zu gesunder Entwicklung und organischem Wachstum.“ Und gewachsen sei das Unternehmen seit seiner Gründung konsequent. In ihrer Edelstahl-Nische sei die ERV G. Pinteritsch GmbH sowohl am Umsatz als auch am Lager gemessen in Österreich führend, auch wenn einzelne Mitbewerber durch eine breitere Produktpalette insgesamt größer seien, erklärt Pinteritsch. „Und wir wollen auch weiterhin wachsen“, legt sich Pölzl fest.

Eine neue Halle mit modernster Logistik wird uns bald eine Erweiterung unseres Sortiments ermöglichen und damit neue Geschäftsfelder eröffnen.

GERHARD PINTERITSCH,
GESCHÄFTSFÜHRENDER GESELLSCHAFTER, ERV G. PINTERITSCH GMBH

Raum für dieses Wachstum wird eine rund 2.500 Quadratmeter große Halle bieten, deren Baubeginn unmittelbar bevorsteht. Der Großteil der Investitionssumme von rund drei Millionen Euro fließt allerdings nicht in den Hallenbau selbst, sondern in hochmoderne automatisierte Lagerlogistik. Erst 2018/19 war übrigens – damals um etwa 750.000 Euro – die letzte große Halle errichtet worden. Als wäre eine Vorahnung Pate gestanden gerade rechtzeitig vor der Pandemie, in der sich das umfangreiche Lager als Glücksfall erwiesen habe. „Corona mit seinen Auswirkungen auf die Lieferketten“, blickt Jürgen Pölzl zurück, „ist für uns letztlich zum Treiber geworden. In manchen Branchen war die Nachfrage zwar sehr verhalten, in anderen explodierte sie dafür geradezu.“ Angesichts von Werkschließungen und Materialengpässen hätten Kunden ihren Bedarf bei Händlern auf Monate hin abgesichert. Und so sehr sie auch als Kostenfaktor zu gewichten seien, könne es doch keinen Zweifel daran geben, dass die großzügigen Lagerkapazitäten das Rückgrat des Unternehmens bilden. Das hätten auch die aktuellen Krisen wieder gezeigt. „Die neue Halle“, deutet Gerhard Pinteritsch an, „wird uns nicht nur eine noch kompaktere Lagerung und eine effizientere Logistik, sondern auch eine Erweiterung unseres Sortiments ermöglichen und damit neue Geschäftsfelder eröffnen.“

STETIGE WEITERENTWICKLUNG
Gemeinsam mit seiner Frau beschließt Pinteritsch, der nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem regionalen Anlagenbauunternehmen für den Einkauf verantwortlich ist, 1989, sich selbstständig zu machen. „Ich hatte bemerkt, dass es immer wieder Probleme bereitete, ganz normale Standardteile termingerecht aufzutreiben. Gleichzeitig verfügte ich über gute Kontakte zu Edelstahlherstellern. Also überlegten wir uns ein Geschäftsmodell.“ Mangels Startkapitals gehen es Pinteritsch und seine Frau vorsichtig an. „Wir konzentrierten uns vorerst auf Zubehör, Formstücke aus Edelstahl. Dazu brauchten wir anfangs nicht einmal ein größeres Lager.“ Von Mitbewerbern kaum bemerkt, gewinnen sie Abnehmer um Abnehmer „Unser Kunde Nummer vier war z. B. eine bedeutende Grazer Maschinenfabrik.“ Bereits in dieser ersten Phase wird eine intelligente Doppelstrategie verfolgt: volle Konzentration auf die Edelstahlnische, dabei aber größtmögliche Breite bei den adressierten Branchen und Betrieben.

Nische, voll besetzt: Seit der Gründung 1989 wurde
das Produktportfolio Zug um Zug erweitert und vertieft.

„Wir bemerkten allerdings bald, dass die Konzentration auf Formstücke den Kundenkreis limitierte und wir nicht zum Zug kamen, wenn Kunden auf einen Generalanbieter setzten. Also erweiterten wir das Sortiment um Edelstahlrohre.“ Der heutige Standort wird bezogen, 1994 die erste Halle errichtet, 1998 mit der nächsten Halle und dem Bürogebäude neuerlich ein Wachstumsschritt gesetzt und schließlich 2019 eine weitere, noch größere Halle in Betrieb genommen. Auch die Kapazitätsgrenzen dieser Halle seien jedoch bereits erreicht, erklärt Pölzl. Daher nun der nächste Schritt: die neue Halle für Edelstahlrohre mit modernster Lagerlogistik.

Pölzl, HAK-Absolvent, dockte 2000 bei ERV G. Pinteritsch an und fand hier seine berufliche Heimat. Mangels innerfamiliärer Nachfolgebereitschaft bot ihm Gerhard Pinteritsch vor ein paar Jahren schließlich den Einstieg ins Unternehmen an. Auch Pölzls Frau ist im Unternehmen tätig und hat Karin Pinteritschs Agenden übernommen, die sich mittlerweile aus dem operativen Business zurückgezogen hat. Im Laufe dieses Jahres wird auch ihr Mann die operative Kommandobrücke verlassen und das Zepter an Pölzl weitergeben. „Als Gesellschafter werde ich“, so Pinteritsch, „freilich an Bord bleiben und mich auch strategisch sowie unterstützend einbringen, etwa bei der Errichtung der neuen Halle.“

KNOW-HOW UND FINGERSPITZENGEFÜHL
Breite wie Tiefe des Edelstahlsortiments, bringt Pinteritsch schließlich den USP – und das Erfolgsrezept – seines Unternehmens auf den Punkt, würden mit einer umfassenden Expertise einhergehen, die von teils langjährigen, jedenfalls motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verkörpert werde. Familiäre Unternehmenskultur und flache Hierarchien bildeten das Fundament dafür. „Wir haben den Vor-teil, dass wir in unserer Nische viel mehr abdecken als Mitbewerber mit breiterem Sortiment. Und wir nehmen auch in der Beratung die Meter mehr auf uns, um die Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen und ihnen genau das Produkt zu liefern, das sie benötigen, etwa wenn es um technische Spezifikationen, Normen, unterschiedliche Materialqualitäten, aber auch mögliche Alternativen geht.“ Und zufriedene Kunden würden das Unternehmen dann eben gerne weiterempfehlen. „Wenn es irgendwo in Österreich eine Ausschreibung in unserem Segment gibt, dann kommt die mit größter Wahrscheinlichkeit bei uns auf den Tisch“, zeigt sich Pinteritsch selbstbewusst. „Wir sagen aber auch manchmal Nein, wenn von vornherein absehbar ist, dass Lieferfristen unmöglich eingehalten werden können.“ Neben der aus fachlicher Expertise, langjähriger Erfahrung und einem verzweigten Netzwerk bewährter Lieferanten gespeisten Verlässlichkeit seien auch aufmerksame Marktbeobachtung und Fingerspitzengefühl bei Einkauf und Lagerhaltung tragende Elemente der mittlerweile Jahrzehnte währenden ERV-Erfolgsgeschichte. Mit erweitertem Sortiment die Geschäftsbeziehungen vor allem mit bestehenden Kunden noch weiter zu vertiefen, sei, so Pölzl, vorrangiges Ziel der kommenden Monate und Jahre. „Es ist ein spannendes Betätigungsfeld, technisch wie kaufmännisch, vielfältig und durchaus komplex, mit viel persönlichem Kontakt zu Kunden“, macht er gleich Lust auf den Beruf. Denn engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden hier in der Köflacher Industriezeile auch in Zukunft willkommen sein.

Die ERV G. Pinteritsch GmbH wurde 1989 von Gerhard Pinteritsch und seiner Frau Karin in Köflach gegründet. Als reines B2B-Handelsunternehmen bezieht das Unternehmen direkt von den Herstellern Rohre und Zubehörteile aus rost- und säurebeständigem Edelstahl und liefert diese an Kunden aus unterschiedlichsten Branchen vom Installateur bis zum Anlagenbauer vorwiegend in Österreich, selektiv auch darüber hinaus. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 15 Personen und erzielte im Geschäftsjahr 2022/23 einen Umsatz von rund 20 Mio. Euro.

Der Versand erfolgt je nach Auftragsvolumen mittels Paketdienst oder Speditions-Lkw. An der Industriezeile in Köflach verfügt ERV über großzügige Lagerflächen in mehreren Hallen. Demnächst wird um 3 Mio. Euro eine neue Halle mit modernster Lagerlogistik errichtet.

Die Gesellschaftsanteile befinden sich mehrheitlich im Besitz der Familie Pinteritsch. Einen Anteil hält auch Jürgen Pölzl, der neben Gerhard Pinteritsch als geschäftsführender Gesellschafter fungiert. Pinteritsch will sich im Laufe des heurigen Jahres aus dem operativen Geschäft zurückziehen, bleibt aber Gesellschafter und strategischer Taktgeber.

ERV steht für Edelstahl-Rohr-Verbindungen. Beim österreichischen Wirtschaftswettbewerb Austria’s Leading Companies wurde die ERV G. Pinteritsch GmbH 2023 mit dem Sieg in der Kategorie „Mittelbetrieb“ bereits zum zweiten Mal ausgezeichnet. www.erv-gmbh.at

Fotos: Oliver Wolf

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