Spirit of Styria

Grüne Wärme AUS DER CLOUD

Kann man einen Pool mit Daten heizen? Das oberststeirische Start-up DIGGERS kann! Das Unternehmen mit Sitz in Scheifling entwickelte eine revolutionäre Lösung für grüne Rechenzentren, die die entstehende Abwärme für Industrie und Hotellerie nutzt und damit klimapositive Cloud-Lösungen ermöglicht. Die Gründer Michael Fussi und Robert Unterweger über das weltweite Potenzial der Innovation, den gelungenen Markteintritt, einen prominenten Business Angel und ihre aktuelle Suche nach einem Investor.

Wer Michael Fussi den Vogel zeigt, muss mit Konsequenzen rechnen. Zum Beispiel mit der Gründung und dem Aufbau eines Unternehmens. So geschehen in Murau in den vergangenen drei Jahren. „Als ich unserem IT-Experten Armin Pipp das erste Mal von meiner Idee erzählte, die Abwärme von IT-Servern mittels Wasserkühlung zu nutzen, hat er mir recht eindeutig signalisiert, was er von der Idee hält. Nämlich: ‚Du spinnst ja!‘“, erinnert sich der Murauer Unternehmer im Büro seiner Firma in Scheifling lachend. Heute betreiben die beiden, zusammen mit Robert Unterweger, nicht nur die gemeinsame Firma DIGGERS mit Fokus auf Green Cloud Computing, sondern liefern mit ihrer Innovation einen wesentlichen Baustein für grüne Rechenzentren der Zukunft. Und damit einen wichtigen Impuls für ein weithin unterschätztes Problem der Klimawende. Ein Blick auf die Fakten: Rechenzentren verbrauchen weltweit bis zu 650 Terawattstunden Strom jährlich – etwa der Stromverbrauch von ganz Deutschland. 20 bis 50 % des Energiebedarfs eines Rechenzentrums entfallen dabei allein auf die Kühlung der Prozessoren.

„Im DACH-Raum wird die Luft jede Stunde mit rund einem Gigawatt geheizt und damit buchstäblich die Erderwärmung vorangetrieben“, erklärt Fussi. Da die Menge der Daten zur Speicherung und Verarbeitung stetig steigt, wachsen auch Anzahl und Größe der Rechenzentren weltweit. Der globale CO2-Ausstoß von IT liegt mit einem Anteil von 3 bis 4 % an den Gesamtemissionen schon heute annähernd gleich hoch wie jener des globalen Flugverkehrs – Tendenz steigend. „Der Datenhunger wird immer größer. Ständig werden weitere große zentralisierte Rechenzentren auf der Welt errichtet. Ohne revolutionäre Lösungen in diesem Bereich sind die Klimaziele nicht zu schaffen“, erklärt Michael Fussi. „Mit unserem Ansatz ermöglichen wir eine neue Generation von Rechenzentren und damit einen Paradigmenwechsel in der Branche“, so der Automatisierungstechniker.

NICHT NUR KLIMANEUTRAL, SONDERN KLIMAPOSITIV
Herzstück von DIGGERS ist eine patentierte Wärmetauscherlösung, die es ermöglicht, die Abwärme eines Rechenzentrums in einen bestehenden Wärmekreislauf vor Ort einzubinden – etwa in einem Hotel, um einen Pool zu heizen, oder einen Industriebetrieb, um Prozesswärme zu unterstützen, nennt Fussi zwei konkrete Beispiele. „Statt wie in einem herkömmlichen System Abwärme mit enormem Aufwand zu vernichten, können wir diese Abwärme nutzen und sparen damit CO2 und Kosten ein.“ Zum Verständnis: Die Hitzeentwicklung eines Rechenzentrums ist enorm, leistungsstarke Server setzen Strom direkt in Wärme um, jeder einzelne Chip wirkt wie ein Mini-Heizkörper. Zentralisierte Rechenzentren müssen die Umgebungstemperatur für einen reibungslosen Betrieb mittels Luftkühlung auf rund 35 Grad herunterkühlen – eine Temperatur, die sich energetisch nicht mehr sinnvoll nutzen lässt. Ganz anders das Prinzip bei DIGGERS. „Wir setzen auf Wasserkühlung und können Wasser mit 50 Grad Celsius und mehr aus dem System herausführen“, erklärt Maschinenbauer und Kühltechnikspezialist Robert Unterweger. Das Geheimnis steckt im Engineering einer eigenen waschmaschinengroßen Server-Box, die für jede Server-Einheit ein spezielles Mikro-Klima schafft, das sowohl den sicheren Serverbetrieb als auch die Nutzung der Abwärme erlaubt. „Denn Strom und Wasser vertragen sich bekanntlich nicht“, so Fussi. „Das macht unsere Lösung so innovativ und außergewöhnlich. Statt Kosten für die Vernichtung von Wärme aufzuwenden habe ich plötzlich Wärme gewonnen, die einen Erlös bringt.“

DIGGERS Research GmbH
Gründung 2019 von Michael Fussi, Robert Unterweger und Armin Pipp Unternehmenssitz in Scheifling
Das IT-Start-up entwickelte eine Hard- und Softwarekombination, die grüne Cloud-Lösungen ermöglicht. Im Zentrum stehen dezentralisierte IT-Server, deren Abwärme aus der Rechenleistung von CPUs (Prozessorleistung) und GPUs (Grafikkarten) mit Hilfe eines ausgeklügelten Wärmetauschsystems in den 
Heizkreislauf rückgeführt werden kann. 

Das Know-how aus unterschiedlichen technischen Richtungen IT (Pipp), Maschinenbau (Unterweger) und Automatisierung (Fussi) bildet die interdisziplinäre Grundlage für die Innovation.

Dazu kommen noch weitere klimafreundliche Effekte – etwa die Reduktion fossiler Energieträger beim Standortpartner vor Ort sowie der Entfall des gesamten Aufwands für Kühlsysteme. „Unterm Strich wirkt unsere Lösung nicht nur klimaneutral, sondern sogar klimapositiv“, betonen Fussi und Unterweger. Anders als herkömmliche Großrechenzentren in zentralisierter Bauweise setzt DIGGERS auf ein Netzwerk kleiner, dezentraler Rechenzentren an unterschiedlichen Standorten. „Ob Hotellerie, Industrie oder kommunale Gebäude – überall dort, wo Wärme gebraucht wird und für ein kleines Rechenzentrum in der Größenordnung zwischen 40 und 700 kW Platz ist, sehen wir optimale Standorte für unsere Server-Boxen.“ Diese Wahl der Standorte ist wichtiger Teil des Gesamtkonzepts. „Wir konnten bereits ausreichend Standortpartner für die nächsten Jahre sichern. Dieses Geo-Clustering – also die geografische Verteilung über ein Netz an Einzelstandorten – hat zudem den Vorteil erhöhter Ausfallssicherheit und hoher Verfügbarkeit. Gerade in Zeiten immer wichtigerer Blackout-Vorsorge ein entscheidendes Argument.“

Wir haben bewiesen, dass unsere Lösung funktioniert. Jetzt sind wir auf der Suche nach einem Investor, um mit frischem Kapital noch lauter am Mark aufzutreten.

ROBERT UNTERWEGER, DIGGERS-GRÜNDER

CLOUD OHNE US-ZUGRIFF
Weiteres Plus: „Wir sind zu 100 % DSGVO-konform. Unsere Daten verbleiben, anders als bei vielen großen Rechenzentren, innerhalb des heimischen Rechtsraums – keine US-Firma hat darauf Zugriff“, so Fussi. „Damit bieten wir eine Reihe von Vorteilen am Markt für unser Serverleistungen.“ Der Betrieb der Rechenzentren ist auch das Hauptgeschäft von DIGGERS. Das Angebot von Wärmeleistungen bildet einen Zusatznutzen. „Der Bedarf an Cloud Computing steigt enorm. In den nächsten vier Jahren wird sich der globale Umsatz mit Cloud-Lösungen von derzeit 30 auf 64 Milliarden Euro verdoppeln. Auch immer mehr KMU verlagern ihre IT in die Cloud – der Trend zu Home Office und New Work verstärkt diese Entwicklung ebenso wie immer höhere Anforderungen durch Big Data, 3D-Daten oder Künstliche Intelligenz. Das ist auch der Grund, warum wir in unseren Rechenzentren besonders leistungsfähige GPU, also Grafikkarten, einsetzen“, so der Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Scheifling. „Durch unsere Erfahrung in der IT-Branche kennen wir alle Herausforderungen der Endkunden und haben eine flexible Multi-Cloud-Lösung entwickelt, die sich perfekt an die Anforderungen der digitalen Transformation von KMU anpasst.“ Als Zielgruppe besonders im Fokus: KMU im Bereich Graphik, Design und Rendering sowie Firmen der Baubranche, die durch die Verwendung von BIM einen steigenden Bedarf an Datenverarbeitung haben. „All unseren Firmen bieten wir einfache und schlüsselfertige Lösungen, auch das Onboarding funktioniert denkbar einfach. Unsere Ansprechpartner bleibt stets der IT-Dienstleister des Unternehmens, der auch den First-Level-Support übernimmt“, erklärt Fussi.

Aktuell steht ein zweites Standbein im Fokus des Unternehmens: die Entwicklung eines Hochsicherheitsstandorts in einem alpinen Stollen in Kärnten. „Es ist erst der zweite High-Security-Standort in Österreich. Die Nachfrage nach Datenspeicherung der höchsten Sicherheitsstufe steigt gerade in unsicheren Zeiten, schließlich ist diese Art der Datenspeicherung krisen- und kriegssicher. Hochsicherheitsstandorte sind extrem teuer. Unser System mit den abgeschlossenen Server-Boxen erlaubt es, dass wir in dieser klimatisch schwierigen Umgebung ein Vielfaches günstiger sind als die herkömmliche Bauweise.“ Rund drei Millionen Euro werden in den Standort investiert, die Abwärme soll einer nahe gelegenen Thermalquelle – zum Aufheizen des Wassers – zugeführt werden.

Unser Ziel ist es, die IT in Europa und später weltweit CO2-neutraler zu gestalten. Erste Kunden konnten wir bereits überzeugen – darunter internationale Player aus Großbritannien.

MICHAEL FUSSI, DIGGERS-GRÜNDER
Vorteile für Nutzer von Cloud-Computing-Diensten: 
100 % klimapositive Cloud-Lösung, Hochverfügbarkeit und ausfallssichere Betriebsprozesse, Datenverarbeitung zu 100 % DSGVO-konform 

Standortpartner 
wie Hotelleriebetriebe, Industrieunternehmen oder Gemeinden profitieren von der Nutzung der Abwärme durch Reduktion von CO2-Emissionen und Heizkosten um bis zu 75%.

Für die Vermarktung ist das Unternehmen derzeit auf der Suche nach einem starken Partner, der auch für Investitionen zur Verfügung steht. 
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich an DIGGERS zu beteiligen. 
Gesellschafter können mit einem Kapital von 500.000 bis 3 Mio. Euro Firmenanteile erwerben oder sich still beteiligen. Fussi: „Auch eine Kooperation mit einem bereits etablierten Cloud Markt Player mit Übertragung unserer einzigartigen Technologie ist denkbar.“

Auch die SFG förderte das Unternehmen.

Derzeit zehn Mitarbeiter.
www.diggers.at

PROMINENTER BUSINESSANGEL
Längst vom Geschäftsmodell überzeugt ist auch Christoph Leitl, ehemaliger Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, der seit Kurzem als Business Angel und strategischer Investor mit an Bord ist. Zudem bereitet sich das Unternehmen auf die nächste Finanzierungsrunde vor. „Wirtschaftlichen Erfolg mit einer ökologisch wertvollen Lösung zu verbinden, daran haben wir in den vergangenen zwei Jahren gearbeitet. Jetzt sind wir auf der Suche nach einem Investor, um mit frischem Kapital noch lauter am Markt aufzutreten. Wir sind überzeugt, dass unser Konzept für Unternehmen in den verschiedensten Branchen von großem Interesse ist, da es hilft, die Effizienz und Nachhaltigkeit der IT zu verbessern“, betont Unterweger.

Rasches Wachstum geplant: Michael Fussi und Robert Unterweger
mit dem Team ihres IT-Start-ups in Scheifling.

Derzeit sind zehn Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt, der Großteil davon am Stammsitz in Scheifling. „Unser Ziel ist es, die IT in Europa und später weltweit CO2-neutraler zu gestalten. Erste Kunden konnten wir bereits überzeugen – darunter auch internationale Player aus Großbritannien“, so Fussi, der für den Support auch mit einem Datahouse in Nepal kooperiert. „Das Potenzial ist riesig, daher arbeiten wir mit Hochdruck an der weiteren Marktbearbeitung“, so Fussi. „Wir haben bewiesen, dass es funktioniert.“ Den Vogel zeigt ihm jedenfalls keiner mehr.

Fotos: Tom Lamm, Oliver Wolf

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