Spirit of Styria

Weltwirtschaft IM UMBRUCH

Viele Steine scheinen nach COVID und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch von Lieferketten, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der schärfer werdenden Strategic Competition zwischen den USA und der VR China in der internationalen Politik und Wirtschaft nicht mehr aufeinander geblieben zu sein. Zudem werden die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher und der politische Wille zur Veränderung in Richtung eines nachhaltigeren globalen Wirtschaftssystems immer stärker und konkreter. International tätige Firmen sind dadurch gezwungen, nicht nur ihre Marktpräsenz, sondern ihre gesamten globalen Strategien zu überdenken, ohne dabei auf zukünftige Marktchancen zu verzichten. Die USA nutzen die Situation, um die De-Industrialisierung der letzten Dekaden gestützt auf Förderungen, Investitionsanreizen und den Supermacht-Status zumindest teilweise zurückzuschrauben und Technologie ins Land zu bringen bzw. zu halten. Indien versucht sich angesichts der Situation politisch global neu zu positionieren und ebenfalls Anreize für Investitionen aus dem Ausland zu setzen, wobei vor allem die Kaufkraft der großen Mittelschicht, die geplanten Investitionen in Industrieanlagen und der rasch wachsende High-Tech-Sektor Interesse erwecken sollen. Die VR China kämpft hingegen damit, die pre-COVID-Wirtschaftsmaschine wieder ins Laufen zu bringen und auch weiterhin ausländische Investoren davon zu überzeugen, dass der (heute weniger dynamisch scheinende) chinesische Markt auch mittel- und langfristig das Risiko wert ist.

KARL HARTLEB

Geschäftsführer des ICS – Internationalisierungscenter Steiermark

Für die EU und europäische Firmen ist die derzeitige Lage besonders komplex: der von der EU bereits vor COVID und der Ukrainekrise beschlossene Green Deal ist angesichts der unsicheren Energieversorgung und vergleichsweise extrem hoher Energie- und anderer Inputpreise unter enormem Zeitdruck und damit noch schwieriger und teurer als ursprünglich erwartet, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft enorm schwächt. Zudem kommt, dass wichtige europäische Nachbarschaftsmärkte zusammengebrochen sind und zumindest mittelfristig ausfallen. Und der überwiegend auf Marktgröße und Hilfsmaßnahmen fußende globale Einfluss der EU ist ebenfalls stark zurückgegangen. Aus europäischer und heimischer Sicht sind daher in dieser Zeit in Politik und Verwaltung wohl viel strategisches Denken, Pragmatismus, aber auch Geschwindigkeit gefragt, damit unsere Wirtschaft bei Standortentscheidungen zumindest mittel- und langfristig die positive europäische Perspektive sieht und mitdenken kann. Und firmenseitig muss die (weitere) Internationalisierung der Unternehmen dazu genutzt werden, nicht nur in Sachen Supply Chain und Kundenbasis zu diversifizieren, sondern auch in Hinsicht auf Technologielevel und Nachhaltigkeit weltweit Vorreiter zu bleiben bzw. zu werden. Im Internationalisierungscenter Steiermark tragen wir diesen Anforderungen Rechnung: Wir haben soeben Indien als Fokusland 2024 festgelegt, gleichzeitig wurde mit den Stakeholdern beschlossen, den steirischen Unternehmen in Schlüsselbranchen aktive Unterstützung für die USA, Skandinavien, die Niederlande und den Mercosur-Raum anzubieten.

Foto: Foto Fischer

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