Spirit of Styria

Die Kräfte in der Oststeiermark BÜNDELN

Bewusstsein für das Stärkefeld Metall und Technik schaffen, Synergien nutzen, Gleichstellung forcieren: Die Oststeiermark zeigt auf – mit Startup Schmiede, „Annas Garage“ und der Langen Nacht der Karriere.

Die Dynamik in der Oststeiermark ist eine gute – von der positiven Bevölkerungsentwicklung über die hohe Gründungsintensität bis hin zur geringen Arbeitslosenquote. Diese Tatsache spiegelt sich auch im Ranking der österreichischen Bezirke wider. Bei der Jahresauswertung 2020 zählten die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld und Weiz zu den Top-Aufsteigern. „Was uns in der Oststeiermark besonders auszeichnet ist unsere Vielfalt“, betont Daniela Adler, Geschäftsführerin der Regionalentwicklung Oststeiermark. Es ist nicht allein die Breite an landwirtschaftlichen Produkten – „im Norden die Rinder, im Zentrum das Obst, Beeren und Geflügel und im Süden Wein, Ackerbau, Schweinezucht, Gemüse“. Die Oststeiermark hat sich von einer reinen Agrarregion auch zu einer der führenden österreichischen Regionen in der Metallverarbeitung entwickelt.

Die Oststeiermark umfasst die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld und Weiz. Innerhalb weniger Jahrzehnte hat sich die ursprünglich reine Agrarregion als eine der führenden österreichischen Regionen in der Metallverarbeitung etabliert. Während es im Sektor „Herstellung von Waren“ durch die landwirtschaftliche Vielfalt viele Gründer gibt, besteht in den Sektoren Information, Kommunikation und Freiberufliche technische Dienstleistungen Nachholbedarf. Gleiches gilt für das Thema Gleichstellung, das ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist.

BRANCHENPRIMUS
Weiz und Gleisdorf zählen mittlerweile zu Hotspots im Maschinenbau und in der Automobilindustrie. Rund 11.000 Menschen und damit elf Prozent aller Beschäftigten arbeiten speziell in den Bereichen Metallverarbeitung, Maschinenbau, Anlagenbau, Fahrzeugbau und Ingenieurbüros. Metall und Technik ist damit die mit Abstand größte Branche der Oststeiermark. Im Vorjahr wurde der „Metall & Technik Cluster Oststeiermark“ ins Leben gerufen. Die Engineering- und Produktionsbetriebe wollen ihre Kräfte bündeln, um Know-how weiterzuentwickeln, die regionale Wertschöpfung zu erhöhen, Synergieeffekte zu nutzen und den Fachkräftenachwuchs zu sichern – nicht zuletzt durch ein überbetriebliches Seminarund Weiterbildungsangebot für Lehrlinge, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vernetzung wird groß geschrieben, „wir möchten, dass die Unternehmen voneinander lernen können“, unterstreicht Adler.

Das gilt ganz grundsätzlich für alle Unternehmen – für Leitbetriebe genauso wie für Startups. „Wir sehen, dass für unsere Region beides enorm wichtig ist: Bestehende gut etablierte Unternehmen muss man stärken, da diese vielen Personen einen Arbeitsplatz bieten und Innovation, Tatendrang und Kompetenzen in die Region bringen. Man muss aber auch einen fruchtbaren Boden für junge Unternehmen und Startups schaffen, denn sie sorgen für zukunftsorientierte Arbeitsplätze und neue Möglichkeiten.“

Austausch. Daniela Adler, Geschäftsführerin Regionalentwicklung Oststeiermark,
will Vernetzung großschreiben und Unternehmen voneinander lernen lassen.

STARTUP SCHMIEDE OSTSTEIERMARK
Die frisch gegründete Startup Schmiede Oststeiermark, deren Auftaktevent im November über die Bühne ging, soll die Triebfeder einer starken regionalen Startup-Szene sein. „Wir wollen Jung-unternehmen Mentorinnen und Mentoren zur Seite stellen, die ihnen jede Menge Unternehmergeist mitgeben“, erklärt Adler. Serviceangebote werden gebündelt, Austausch auf Netzwerkevents forciert, gemeinsam mit dem Social Business Hub Styria werden Gründungsworkshops und Unterstützung in unterschiedlichen Phasen der Unternehmensgründung angeboten. Die Plattform soll Jungunternehmen mit Investoren, Coworking-Space-Betreibern, Finanzdienstleistern, Fördergebern, Gemeinden und Weiterbildungsanbietern vernetzen.

Unsere Wirtschaftskraft hängt auch von der
Gleichstellung der Geschlechter ab.

DANIELA ADLER, GESCHÄFTSFÜHRERIN
REGIONALENTWICKLUNG OSTSTEIERMARK

Laut Statistik Austria gibt es in der Oststeiermark im Österreichvergleich eine überdurchschnittlich hohe Gründungszahl im Sektor „Herstellung von Waren“ – das lässt sich mit der Vielfalt der Landwirtschaft begründen. „Allerdings hinken wir bei den Gründungen in den Sektoren Information und Kommunikation bzw. Freiberufliche technische Dienstleistungen noch etwas nach“, analysiert Adler.

LANGE NACHT DER KARRIERE
In Bezug auf den omnipräsenten Fachkräftemangel setzt man auf Projekte „Annas Garage“, die „Lange Nacht der Karriere“ und Initiativen wie das Lehrlings-Speed-Dating – bereits umgesetzt von der Wirtschaftsregion Hartberg in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Hartberg sowie von der Kulmland-Region gemeinsam mit der Businessregion Gleisdorf, der Wirtschaftskammer Weiz und der Regionalentwicklung Oststeiermark. In einem dynamischen Format treffen Lehrstellensuchende auf Ausbildungsbetriebe, sie werden in der Schule auf die Bewerbungssituation vorbereitet. Insgesamt nahmen zuletzt 371 Jugendliche aus 13 Schulen beim Lehrlings-Speed-Dating teil, mehr als 891 Bewerbungsgespräche wurden mit 84 Betrieben geführt.

Handlungsbedarf. Um für Gleichstellungsthemen im ländlichen Raum zu sensibilisieren, betreibt man gezielt Bewusstseinsbildung.

Vom mittelständischen Handwerksbetrieb über international tätige Konzerne aus Industrie und Technik bis hin zu renommierten Hotellerie- und Gastronomiebetrieben: Die modernsten und innovativsten Betriebe der Region öffnen bei der „Langen Nacht der Karriere“ ihre Werkstore und Bürotüren für einen Blick hinter die Kulissen. Sie findet im März 2024 zum dritten Mal statt.

„Annas Garage“ wiederum unterstützt die Berufsund Ausbildungswahl für junge Menschen. Der Popup-Makerspace soll vor allem, aber nicht nur Mädchen und junge Frauen zum Tun mit und Ausprobieren von Werkzeugen und Werkstoffen anregen und die Vielfalt der Technik erlebbar machen. Ende Jänner 2024 werden dazu in Pöllau Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Unternehmen an Prototypen unterschiedlichster Fragestellungen arbeiten. Das ist zukunftsweisend. Denn: Technisch versierte Fachkräfte wie Metalltechnikerinnen, Mechatronikerinnen, Technische Zeichnerinnen oder Konstrukteurinnen sind in der Region äußerst gefragt. Vor allem die Organisation „zam“, Regionalstelle Oststeiermark, setzt sich verstärkt für Frauen in Metall und Technik ein. Um für Gleichstellungsthemen im ländlichen Raum zu sensibilisieren, betreibt die Regionalentwicklung Oststeiermark gezielt Bewusstseinsbildung. „Gleichberechtigung, vor allem in Beruf und Arbeit, passiert nicht von heute auf morgen und braucht entsprechende Rahmenbedingungen“, sagt Adler. Es gibt viel Handlungsbedarf: In den peripheren ländlichen Regionen der Oststeiermark wandern häufig mehr Frauen als Männer ab. Frauen in der Oststeiermark verdienen im Schnitt um 41,5 Prozent weniger als Männer. Gründe dafür sind die ungleiche Verteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit, die Wahl der Berufsbranchen und lange Teilzeitarbeit bei Frauen. Rund 50,7 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit, aber nur 7,9 Prozent der Männer. Nur 0,8 Prozent der Männer nehmen Karenz in Anspruch, im Vergleich dazu 99,2 Prozent der Frauen. Und: Nur 40,9 Prozent der Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen in der Oststeiermark haben mindestens acht Stunden pro Tag geöffnet, der Großteil wird nach wie vor halbtags geführt.

Regionalentwicklung ist das Wirken von Menschen,
die mit Herzblut an einer lebenswerten Region arbeiten.

DANIELA ADLER, GESCHÄFTSFÜHRERIN
REGIONALENTWICKLUNG OSTSTEIERMARK

Bandbreite. Die Oststeiermark punktet mit landwirtschaftlicher Vielfalt und viel Know-how im Bereich Metall und Technik.

CHANCENGLEICHHEIT
Es braucht einen massiven Ausbau des Betreuungsangebots, mehr Väter in Karenz, mehr gelebte Elternteilzeitmodelle. „Damit Landflucht erst gar nicht passiert, haben bereits etliche Betriebe in der Oststeiermark die Notwendigkeit von betrieblicher Kinderbetreuung erkannt“, sagt Adler. Neben dem Rogner Bad Blumau und dem Hotel Fast in Wenigzell trägt das Friedberger Unternehmen E.L.T mit der betrieblichen Kinderbetreuung „Rundherum“ dazu bei, qualifiziertes Personal in der Region zu halten. „Derartige Role-Models wirken sich doppelt positiv aus: Sie wirken als Ideengeber für andere Betriebe und punkten bei den Mitarbeitenden als einzigartiger Social Benefit“, so Adler. Sie gibt zu bedenken: „Fehlt die Kinderbetreuung, fehlen irgendwann auch die Arbeitskräfte, was sich wiederum negativ auf die Produktivität der Unternehmen und die regionale Wertschöpfung insgesamt auswirkt.“

In Zeiten des großen Arbeits- und Fachkräftemangels ist die ökonomische Gleichstellung von Frauen ein zentraler Wirtschaftsfaktor. „Unsere Wirtschaftskraft hängt auch von der Gleichstellung der Geschlechter ab. Gleichberechtigung im Berufsleben ist für Frauen eine der essenziellsten Voraussetzungen für ökonomische Eigenständigkeit und den Aufbau eigenen Wohlstands“.

WIRTSCHAFTSETHIK
Der Fokus auf Wirtschaftsethik ist Daniela Adler ein grundsätzliches Anliegen. „Uns ist es wichtig, dass Unternehmen in der Oststeiermark einen Blick auf gesellschaftlich und ökonomisch wichtige Themenbereiche werfen.“ Dazu hat man bereits Workshops wie „Wie tickt die Jugend?“, „Psychologische Sicherheit in Teamarbeit und Führung“ und „Ressourcen- und energieeffizientes Wirtschaften für Unternehmen“ veranstaltet. Auch das in Zukunft jährlich stattfindende Wirtschaftsforum in Gleisdorf soll verstärkt Themen aufgreifen, die Zusammenarbeit und Kooperation fördern.

Arbeitsumfeld ist immer auch Lebensumfeld: Naturschönheit, ein aktives Vereinsleben mit viel Gemeinschaftssinn, wirtschaftliche Stabilität und gute Bildungsmöglichkeiten hat die Region auf der Habenseite. In Fürstenfeld tun sich zwei dislozierte Bildungswege auf: die Fachschule für Sozialberufe und Pflegevorbereitung und der Bachelorstudiengang Automatisierungstechnik der FH Campus 02. Gemeinsam mit den Gemeinden der Oststeiermark und dem Standortmanagement will man noch mehr Bewusstsein für die Stärken der Region schaffen.

SINNSTIFTEND
„Mir ist es wichtig, dass wir als Regionalentwicklung Oststeiermark sinnstiftende Aktivitäten umsetzen. Die Oststeiermark ist eine Region, in der man besonders gut leben, aber auch arbeiten und vor allem genießen kann“ betont sie, „junge Menschen, die vielleicht für das Studium oder den Job kurzzeitig in Städte ziehen, sollen wissen, dass sie wieder zurückkehren können und gute Arbeitsplätze finden.“ Man hat es sich zum Ziel gesetzt, die Lebensqualität sukzessive weiter zu steigern: „Regionalentwicklung ist das Wirken von Menschen, die wirklich mit Herzblut an einer positiven Entwicklung für eine lebenswerte Region arbeiten.“

Unterstützt aus Mitteln des Steiermärkischen
Landes- und Regionalentwicklungsgesetzes.

Fotos: Mag. Bernhard Bergmann, Oliver Wolf, beigestellt

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