Spirit of Styria

GREEN HIGHTECH im Visier

Entrepreneurial Spirit soll durch die gesamte Region wehen, Schüler und Studierende will man als Gründungsinteressierte in Leoben früh ins Boot holen. Remo Taferner, neuer Geschäftsführer im Zentrum für Angewandte Technologie, über Potenziale im Green Hightech, Ausbau von Wissenstransfer und Aufbruchstimmung bei der Start-up Werkstatt.

Neugründungen von Unternehmen sind kein Selbstläufer. Für die Belebung einer Region sind sie aber essenziell. Remo Taferner hat mit der Übernahme der Geschäftsführung im Juni daher ein neues Kapitel im Zentrum für Angewandte Technologie (ZAT) in Leoben aufgeschlagen. Mehr denn je will er das Bewusstsein für die Selbstständigkeit als möglichen Karriereweg in der Bevölkerung schärfen.

Remo Taferner hat Anfang Juni die Geschäftsführung im Zentrum für Angewandte Technologie in Leoben übernommen.

Weltweit agierende Forschungseinrichtungen, Leitbetriebe und Start-ups stehen bereits jetzt für die Innovationskraft der Region, die in ihrer industriellen Wertschöpfung nach Linz den zweitstärksten Wirtschaftsraum Österreichs darstellt und mit der Montanuniversität Leoben (MUL) eine hochkarätige Ausbildungsstätte und Institution für Spitzenforschung beherbergt. Unternehmerisches Denken und Handeln will Taferner noch weit stärker in den Köpfen der Menschen verankern: „Das ZAT soll in der gesamten Obersteiermark die erste Anlaufstelle für Unternehmensgründungen sein“, gibt er als Marschrichtung vor.

In ihrer industriellen Wertschöpfung ist die Region rund um Leoben
nach Linz der zweitstärkste Wirtschaftsraum in Österreich.

ROLE MODELS
Schon seit vielen Jahren bietet das ZAT angehenden Gründern im hochtechnologischen Bereich Beratung und Coaching, Büroräumlichkeiten und Fertigungsflächen sowie Zugang zu Forschungsinfrastruktur. Es unterstützt auch bei Förderungs- und Finanzierungsfragen, vergibt selbst projektbezogene Förderungen und greift auf ein breites Netzwerk an Mentoren zurück. 1999 war es von der Montanuniversität und der Stadtgemeinde Leoben als erstes universitäres Gründungszentrum in Österreich ins Leben gerufen worden. Die bisherige Geschäftsführerin und Vizerektorin der Montanuniversität Leoben Martha Mühlburger hatte damit ein Leuchtturmprojekt geschaffen.

Im Fußball beginnt die Ausbildung bereits ab einem Alter von vier Jahren, mit unternehmerischem Wissen kommen viele allerdings erst im Studium in Kontakt.“

REMO TAFERNER, GESCHÄFTSFÜHRER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE
TECHNOLOGIE ( ZAT )

Taferner hat seine fachliche Expertise unter anderem an der Universität Graz erworben, wo er in Betriebswirtschaftslehre promovierte, mehrere Jahre am Zentrum für Entrepreneurship und angewandte Betriebswirtschaftslehre arbeitete und dort bereits Unterstützungsprogramme für angehende Gründer unter der Leitung von Altrektor Alfred Gutschelhofer mit aufgebaut hat. Im Rahmen von Alumniprojekten an der Montanuniversität Leoben sollen künftig ehemalige Studierende, die ihren Weg ins Unternehmertum erfolgreich beschritten haben, als Role Models unternehmerischen Spirit verbreiten. Dabei schöpft man aus einem Pool von über 70 einstigen Gründerinnen und Gründern. Darüber hinaus will man den entsprechenden Wissenstransfer an der MUL vorantreiben – etwa in Form von Worskhops, die betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermitteln. Taferner selbst machte sich während des Studiums selbstständig und stellte unter anderem fest, „dass sich beispielsweise Marketingtheorien nicht immer lehrbuchmäßig umsetzen lassen. Von der Theorie in die Praxis sind einfach Zwischenschritte notwendig.“

Da das Projekt Unternehmensgründung im Studium nicht vordergründig präsent ist, „wollen wir einfach mehr Awareness schaffen, auch wenn wir die Früchte der Arbeit freilich erst in einigen Jahren ernten können“. Unternehmerisches Denken und Handeln soll auch in den höheren Schulen der Region Aufwertung erfahren. „Im Fußball beginnt die Ausbildung bereits ab einem Alter von vier Jahren, mit unternehmerischem Wissen kommen viele allerdings erst im Studium in Kontakt“, zieht Taferner einen sportlichen Vergleich und gibt zu bedenken, dass Wege früh geebnet werden wollen. „Auch wenn man eine Geschäftsidee am Ende doch nicht umsetzt, ist das eine unternehmerische Entscheidung.“

Im Rahmen von Alumniprojekten sollen ehemalige Studierende, die ihren Weg
ins Unternehmertun erfolgreich beschritten haben, als Role Models fungieren.

FOKUS GREEN HIGHTECH
Ein inhaltlicher Fokus im ZAT liegt in den kommenden Jahren im Bereich Green Hightech. „Es gibt bereits viele Projekte mit ökologisch oder sozial relevanten Zielsetzungen, aber vielen ist das noch gar nicht so bewusst“, so Taferner, „in der Regel will ein Entrepreneur gestalten und einen Mehrwert schaffen, das ist sehr kompatibel mit nachhaltigen Ideen – und ein maßgeblicher Wettbewerbsvorteil. Es wird in der Zukunft auch spezielle Unterstützung dafür geben. Gerade die gesamte Region hat als Hochschul- und Industriestandort ein hohes Potenzial für Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeit. Das konnten schon einige sehenswerte Alumniprojekte des ZAT beweisen.“

Montanuniversität Leoben: hochkarätige Ausbildungsstätte,
Institution für Spitzenforschung, Nährboden für künftige Gründer.

Das Zentrum für angewandte Technologien bietet neben verschiedenen Formen des Wissenstransfers auch die Infrastruktur, um Unternehmen im Bereich Green Hightech zu unterstützen. Neben Büroräumen stehen Industriehallen für Labors und Prototypen zur Verfügung. Um diese Infrastruktur mit innovativen Ideen zu füllen, werden in Zukunft die Aktivitäten in den Schulen der Region und bei den Studierenden verstärkt. „Das ZAT wird unter anderem mit Businessplan-Wettbewerben das Innovationspotenzial und den Unternehmergeist junger Menschen fördern. Darüber hinaus wird es für die Forschenden der Universität die Möglichkeit geben, spezielle Angebote zum Thema nachhaltiges Unternehmertum in Anspruch zu nehmen, um das Potenzial der Universität für Ausgründungen zu stärken“, so Taferner.

EXPERTISE BEI START-UP WERKSTATT
Breiten Raum für Wissenserwerb, Horizonterweiterung und Vernetzung bietet die Start-up Werkstatt. Von 6. bis 8. Oktober 2023 können Gründungsinteressierte Impulsvorträgen lauschen und Feedback von mehr als 50 Expertinnen und Experten sammeln – von niceshops-Geschäftsführer Christoph Schreiner bis hin zu Lorenz Schmoly, CEO von Studo. Fragen zu Finanzierung, Recht und Marketing lassen sich unter anderem in Einzelcoachings klären. „In nur drei Tagen kann man so einen Fortschritt erzielen, der sonst drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen kann“, unterstreicht Taferner, der die Start-up Werkstatt sukzessive weiter ausbauen will.

Breiten Raum für Wissenserwerb, Horizonterweiterung und Vernetzung
bietet die Start-up Werkstatt von 6. bis 8. Oktober 2023.

Es sollen zusätzlich kleinere Events für eine breite Öffentlichkeit in der Region folgen, um das Angebot des ZAT bekannter zu machen, Wissenstransfer von der Forschung in die Gesellschaft zu unterstützen und die Industrie mit jungen Unternehmern zu vernetzen. Die gesamte Region will man aktiver bespielen, mehr Themen am Puls der Zeit – etwa Künstliche Intelligenz – werden Raum bekommen. „Viele setzen bereits neue Technologien ein, die auch den großen Unternehmen in der Obersteiermark nützlich sein könnten. Freilich müssen diese dann auch angenommen werden.“

WACHSTUMSPROZESS
Mit all diesen Aktivitäten will man über Leoben hinaus Neugründungen forcieren, um die Region zu stärken und weiterzuentwickeln. Auch das Gründungszentrum selbst soll und muss inhaltlich wachsen, damit die professionelle Begleitung in Zukunft ebenfalls gewährleistet ist, so der Geschäftsführer, „wir agieren ja ähnlich einem Start-up und stellen uns immer neuen Herausforderungen, neuen Technologien und Herangehensweisen.“ Feels like team spirit.

IDEEN, ZUR REIFE GEBRACHT:
Erfolgreiche Start-ups in der Region

DIGITALER ZWILLING 
Improvem in Zeltweg erstellt einen digitalen Zwilling eines industriellen Fertigungsbetriebs. Anhand mathematischer Modelle und animierter Simulationen lassen sich Szenarien digital durchspielen – von der Optimierung der Produktion über die Verbesserung der Logistik bis hin zur Planung weiterer Standorte.

ORTHESE AUS DEM DRUCKER
Luxinergy in Leoben stellt mit einem speziellen 3-DDruckersystem individuell angepasste orthopädische Orthesen aus einem neuartigen, lichtaushärtenden, biokompatiblen Harz her. Sie sind hautverträglich, flexibel und transparent. Das Start-up richtet sich an Unternehmen und medizinische Einrichtungen.

IN PHYSICS WE TRUST
Simulation, Fertigung von Leichtbaumaterialien und Sensoriksystemen: Die 4a Gruppe in Traboch fokussiert auf Technologien für nachhaltige Mobilität, Kommunikation und Fahrzeugsicherheit. Ihre Kernkompetenz liegt im Verständnis von Werk- und Kunststoffen sowie Mechatronik. Leitspruch: „In physics we trust“.

MEHRWERT MIT METADATEN
Daten allein bieten keine Entscheidungsgrundlage – erst durch Metadaten und physikalische Modelle erhalten sie Mehrwert. eSENSEial Data Science in Leoben unterstützt den Großindustrieanlagenbau und -betrieb dabei. Anwendungen reichen vom präventiven Eingreifen in Produkt-Designphasen bis zur Hilfe bei Fehleranalysen.

Fotos: OLIVER WOLF, BEIGESTELLT

Folgt uns

Tretet mit uns in Kontakt, folgt uns auf unseren Social Media Kanälen. Wir freuen uns!