Spirit of Styria

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Nach einem turbulenten Ausflug in die Modewelt hat sich der Gröbminger Haustechnikunternehmer Herbert Bachler wieder auf sein ursprüngliches Betätigungsfeld besonnen – und sich dabei als Podcaster so nebenbei gleich neu erfunden.

Zum Gespräch empfängt uns Herbert Bachler im Gewürz- und Spirituosenuniversum „Van den Berg“ in der Grazer Strauchergasse 8. Eine urban lässige Verkaufs- und Präsentationslocation auf drei Ebenen in den Räumen einer ehemaligen Tischlerei, im Hinterhof für Uneingeweihte kaum zu bemerken. Von hier aus versorgt Van-den-Berg-Inhaber Oswald Held, den der leidenschaftliche Koch und bekennende Genussmensch Bachler als Freund bezeichnet, Gastro- und Privatkunden mit edlen Gewürzen und erlesenen Spirituosen. Bachler, generell gut vernetzt, unterhält im benachbarten „Styria Center“, einst von Held und dessen Kompagnon Wolfgang Nusshold revitalisiert und erweitert, seine Grazer Dependance.

Mitgebracht hat Bachler drei Werkzeugkoffer: Die Solarcheck-Prüfbox – altbewährt, seit einem Vierteljahrhundert im Handel – enthält alles Nötige, um thermische Solaranlagen zu prüfen und instand zu halten. Ein Evergreen und mittlerweile, so Bachler, rund 50.000-mal verkauft. Zu warten gebe es genug – auch wenn das Business mit der Neuerrichtung thermischer Solaranlagen heute so gut wie tot sei, zur Strecke gebracht von der Unkalkulierbarkeit politischer Förderentscheidungen, aber auch abgelöst von der letztlich wohl doch attraktiveren Photovoltaik.

BOOMENDE TOOLS
Der Zweite im Bunde, der Wärmetauscher-Wartungskoffer für Gas-Brennwertgeräte, ist seit etwa eineinhalb Jahren auf dem Markt. Er enthält unter anderem eine eigens entwickelte Starlock-Reinigungsklinge, geeignet für die Verwendung mit gängigen Multitools von Markenherstellern wie Bosch, Fein oder Makita, sowie weitere nützliche Gerätschaften. „O.k.,“ blickt der 57-Jährige zurück, „als wir mit der Konzeption und Entwicklung begannen, ahnten wir noch nicht, wie abrupt und dramatisch sich die Energie- und Heizungswelt verändern würde.“ Doch dann kam die kriegs- und boykottbedingte Teuerungskrise. „Plötzlich war das Energiesparen in aller Munde und nicht mehr bloß ein Lippenbekenntnis.“ Sprich: „Die Nachfrage nach unseren Energiespartools ging durch die Decke.“ Im Schatten der Strom- und Gasrechnungen und auf der Suche nach Einsparungspotenzialen, holt Bachler weiter aus, sei vielen bewusst geworden, dass bereits relativ geringe Verunreinigungen etwa in den Wärmetauschern zu signifikantem Energiemehrverbrauch führen würden. Das gelte auch und gerade bei den gerne als wartungsarm angepriesenen Wärmepumpen. „Ein Millimeter Verunreinigung am Wärmetauscher macht da gut und gerne zehn Prozent Mehrverbrauch aus“, rechnet Bachler vor.

BA-Bachler
1993 gründete Herbert Bachler in Gröbming „BA-Bachler“. Unternehmenszweck sind Vertretung und Vertrieb vorwiegend deutscher Heizungs-, Solar- und Umwelttechnik-Unternehmen wie Bertrams und PAW. Für die internationale Generalvertretung der im niedersächsischen Hameln unweit Hannover ansässigen PAW GmbH, eines Systemherstellers für Heizungstechnik, Frischwassertechnik, Solarthermie und Wohnungsstationen, wird eine eigene Vertriebsgesellschaft gegründet, an der Bachler den größten Einzelanteil hält.

Mit der PAW Vertriebs GmbH mit Sitz in Gröbming bzw. mit BA-Bachler, heute ein 
Einzelunternehmen, vertritt Bachler nach wie vor die Hersteller 
PAW (international)  und Bertrams (Österreich). 
Zudem hält er den Österreichvertrieb weiterer Hersteller wie Crassus und Elysator 
Engineering.

Vor 25 Jahren hat Bachler mit der Solarcheck-Prüfbox sein erstes eigenes 
Tool entwickelt. Mittlerweile ist das Sortiment auf etwa 40 Produkte angewachsen. Prüf- und Wartungskoffer sowie Werkzeuge, maßgeschneidert für den Bedarf von Profianwendern in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche (SHK). 
Vertrieben werden die Tools über Webshop, den einschlägigen Großhandel sowie direkt an Hersteller.

Seit einigen Jahren produziert Bachler den „Installateur TV Podcast“, für den er mit SHK-Branchenvertretern und Opinionleadern spricht. Mittlerweile sind 
fast 100 Folgen auf Sendung (via Spotify, Apple & Co.), www.bachler.at

Beim jüngsten Baby im boomenden Tool-Sortiment, dem dritten Anschauungsobjekt, das Bachler mitgebracht hat, handelt es sich schließlich um einen Wärmepumpenwartungs- und -reinigungskoffer.

Mittlerweile, gibt sich Bachler selbst ein wenig überrascht von der boomenden Performance seines Werkzeugsortiments, erziele er mit seinen Prüf- und Wartungskoffern sowie weiteren innovativen Haustechniktools, darunter etwa dem „MoTrack“, einem praktischen mobilen Rohr-, Fitting- und Armaturenhalter, einen nicht unbeträchtlichen Anteil seines Ertrags. „Insgesamt sind es mittlerweile etwa 40 Posten, unter denen sich erfreulicherweise kein Ladenhüter befindet.“ Vor drei Jahren, erzählt er, habe er dieses Segment mit der Gründung der „BA-Bachler ProduktionsgmbH“ auf ein eigenes unternehmerisches Fundament gestellt. Zielgruppe für all diese Tools sind nicht etwa Hobbyhand- und -heimwerker, sondern ausgewiesene Profis aus der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnikbranche (SHK). Vertrieben werden die Tools über den eigenen Webshop, einschlägige SHK-Plattformen, nicht zuletzt aber auch – teils unter dem Herstellerlabel Bachler, teils unter Händler-Eigenmarken – den SHK-Großhandel, darunter etwa Sanitär-Heinze und die GC-Gruppe (Odörfer) in Österreich; oder sie gehen direkt an Gerätehersteller wie etwa Viessmann, Bosch/Buderus und Vaillant. Wobei sich das Vertriebsgebiet über die österreichischen Grenzen hinaus vor allem in den deutschsprachigen Raum erstreckt.

Mit diversen Tools sowie Prüf- und Wartungskoffern für Wärmepumpen, Solarthermie und Co am Puls von Zeit und Branche.

EXKLUSIVVERTRIEB
In der SHK-Branche ist der vom Wundersamer-Bergbauernhof am Mitterberg/St. Martin stammende Bachler seit Jahrzehnten tief verankert. Nach Lehrund Anfangsjahren macht er sich vor 30 Jahren mit „BA-Bachler“ selbstständig und zieht die Vertretung namhafter mittelständischer Hersteller an sich, darunter jene der im niedersächsischen Hameln unweit Hannover ansässigen PAW GmbH & Co KG, eines Systemherstellers für Heizungstechnik, Frischwassertechnik, Solarthermie und Wohnungsstationen. Während er für andere Hersteller vorwiegend in Österreich tätig ist, erstreckt sich der Exklusivvertrieb für das norddeutsche Unternehmen, das in Österreich in seinem Segment Marktführer ist, auf zahlreiche europäische, aber auch einige außereuropäische Märkte. Handelsumsätze in einem moderaten zweistelligen Millionenbereich stellen sich ein. Bachler errichtet ein Headquarter in Gröbming. Sein Team aus dieser Zeit, darunter sein Bruder Gerald sowie Thomas Langs und Matthias Hofer, später auch sein Sohn Dominik, sind noch heute an seiner Seite. Die Kooperation mit PAW mündet schließlich 2010 in die Gründung einer eigenen Vertriebsgesellschaft, der „PAW Vertriebs GmbH“, an der Bachler neben den PAW-Eigentümern, seinem deutschen Vertriebskompagnon Andreas Alt und bereits erwähntem Matthias Hofer nach wie vor den größten Anteil hält.

Von Anfang an bringt Bachler, unterstützt von seinen Mitarbeitern und angeregt von allen nur erdenklichen Ideenquellen, neben seinem Vertriebskerngeschäft innovative Eigenkreationen zur Markt- und Serienreife, darunter die bereits erwähnte Solarcheck-Prüfbox, aber auch eine Hundedusche und einen WC-Papier-Spender namens Horbie, der wahlweise trockenes oder mit Ölbalsam getränktes Papier abgibt. Erstere und Letzterer sind noch heute im Sortiment.

Dass er seinen Entdeckerdrang kaum zu zügeln vermochte, bescherte ihm in Verbindung mit privaten Changeprozessen in den 2010er-Jahren aber auch eine unternehmerische Krise. Bachler war nämlich der Versuchung erlegen, sich mit einer „lederlosen Lederhose“ unter dem Label „Wundersam“ im Modebusiness jenen strahlenden Starruhm abzuholen, der ihm im recht bodenständigen SHK-Geschäft möglicherweise verwehrt bleiben würde. Das gelang ihm auch mit beachtlichem Erfolg: Er durfte sich international mit prominenten Testimonials abfeiern lassen und stand knapp davor, mit Elijah Blue Allman, Sohn von Popikone Cher und Rocklegende Gregg Allman, in Beverley Hills einen Shop zu eröffnen – als ihn ein burnoutähnlicher Zustand touchierte. Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung: Das Kerngeschäft hatte unter der Verzettelung gelitten. Der Kurzzeit-Fashionunternehmer musste sich von seinen Besitztümern trennen. „Unterm Strich bin ich mit einer schwarzen Null aus der Sache herausgekommen.“

NEUERFINDUNG
Erstaunlich sei das gewesen, blickt Bachler zurück: „so prominent wahrgenommen zu werden, ohne dass du in diesem Bereich wirklich etwas kannst.“ Das Learning aus dieser turbulenten Phase: sich die Möglichkeiten der neuen Medien zunutze zu machen, diesmal allerdings im angestammten Bereich. Er lässt sich coachen, unter anderem vom ehemaligen ORF-Mann Oliver Zeisberger, stellt zuerst mit „Installateur TV“ ein Streamingformat, in der Folge den „Installateur TV Podcast“ auf die Beine. Zielgruppe: wieder die Profis aus der SHK-Szene. Mittlerweile sind fast 100 Folgen auf Sendung gegangen und über die unterschiedlichsten Streaming- und Social-Media-Plattformen verbreitet worden. Im Gespräch mit einem deutschsprachigen Who’s who aus Anwendung und Entwicklung – Unternehmer, Praktiker, Wissenschafter und Opinionleader – lanciert er dabei höchst authentisch in einem nur leicht für bundesdeutsche Ohren angepassten Ennstaler Idiom eine enorme thematische Bandbreite zwischen globalen Energiefragen und technischen Feinheiten.

Die Credibility beruht auf fachlicher Relevanz und die Community erweist sich als Multiplikator. Und die Nebenwirkungen – die sind diesmal alles andere als unerwünscht: „Das Feedback aus der Community ist enorm“, berichtet Bachler. Die Wertschätzung, die ihnen und ihrem Handwerk entgegengebracht werde, mobilisiere die Profis. „Feedback und Inputs kommen direkt aus der Praxis. Oft sind Ideen dabei, die ich sofort in die Toolentwicklung einfließen lasse.“ Umgekehrt fänden die Tools Erwähnung in den Podcasts. Eine Win-win-Situation für den 2020 beim steirischen PR-Panther zum „Kommunikator des Jahres“ gekürten Ennstaler.

Und auch die Branchenunternehmen wissen Bachlers Netzwerk und Expertise mehr denn je zu schätzen: Zu PAW, das jüngst von der ebenfalls in Niedersachsen heimischen Branchengröße Stiebel-Eltron übernommen wurde, und den verbliebenen Marken im Vertriebsportfolio haben sich mittlerweile drei neue gesellt: Gebo, ein deutsches Unternehmen, das spezielle Klemmverbindungen für Rohre erzeugt; Elysator Engineering, ein Schweizer Spezialunternehmen, das sich mit technischem Wasser für Heizung, Kühlung, Industrie und Haushalt befasst; und die Crassus GmbH & Co. KG aus Berlin, die Verbindungslösungen für unterschiedliche Rohrsysteme herstellt. „Die Unternehmen kommen zu mir“, freut sich Bachler über seine Anziehungskraft. Da ist noch einiges drin.

Fotos: WWW.MIASPHOTOART.AT/MICHAELA PFLEGER

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